Freitag, 20. Juli 2018

eine (späte) Erkenntnis - sind Wespen Feinde?


Seit ich mich in diesem Jahr intensiv mit Haus und Garten beschäftige, beginnt mich auch immer mehr ein Insekt zu beschäftigen - die Wespe. 🐝 Der Grund liegt darin, dass die Tierchen immer wieder an den verschiedensten Plätzen mit dem Nestbau beginnen.

Weil ich jedoch den gestreiften Zeitgenossen gegenüber gewisse Vorurteile hege, entferne ich ihre Gebilde jedes Mal aufs Neue. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass ich auch Wespen gegenüber kein Vorrecht habe, so sag ich ihnen immer: "Liebe Tierchen, baut doch euer Nest wo anders....." Selbst WENN sie meinem Wunsch entsprechen würden, würde das aber nicht bedeuten, dass mein Garten wespenfrei bleibt... und warum eigentlich soll mein Garten wespenfrei bleiben? Genau, wegen meiner Vorurteile diesen Insekten gegenüber.

Wespen stechen, Wespen könnten aggressiv sein, können beim Essen stören und und und..

Wespen sind also eine Art Bedrohung (in meiner Gedankenwelt); Dabei bin ich nicht einmal allergisch, oder zumindest ist es mir nicht bekannt und wenn ich ganz genau darüber nachdenke, so fällt mir nicht einmal ein, ob ich überhaupt jemals von einer Wespe gestochen wurde.  Von Bienen schon!

Bienen muss man schützen, Wesepen sind Feinde!

Zumindest meiner Prägung und meiner bisherigen Gedankenwelt nach.
Aber stimmt das überhaupt?

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die schon allergische Schocks erlebt haben, weiß, dass ich selbst früher überaus panisch reagiert habe, wenn nur eine Wespe in meiner Nähe war, habe auch schon gesehen, dass sie einfach stechen, aber ist das echt Grund genug sie zu meinem Feindbild zu erklären???

Während einer Autofahrt mit meinem Sohn denke ich laut darüber nach und frage ihn, ob er im www nachsehen kann, welche natürlichen Feinde die Wespe hat. Die Antwort macht mich nicht zufrieden. Also bitte ich ihn nachzusehen, welchen Nutzen eine Wespe hat und siehe da.....

Originalzitat lt. Anfrage im WWW:
Dabei tun Wespen, die zu den Hautflüglern gehören, im Garten nützliche Dienste. Genauso wie Bienen und Hummeln bestäuben sie Blüten und tragen damit zu einer reichen Obsternte bei. Außerdem vertilgen sie eine Menge Insekten und helfen dem Menschen dabei, die Schädlinge im Garten einzudämmen.

In mir wird es ruhig und ich fange NEU zu denken an. Wieder einmal vergleiche ich dieses Erlebnis mit dem Leben. Wie oft ver- oder beurteilen wir Menschen oder Situationen, ohne sie zu überprüfen. Jemand erzählt uns etwas, was er vielleicht selbst nur gehört hat und wenn uns das Gehörte erzürnt, dann fällen wir sofort unser Urteil und schubladisieren.
Global gesehen fällen wir unsere Urteile sogar über ganze Menschengruppen. Das beginnt ja schon bei unserer Denkweise über Männer oder Frauen, die vielleicht gar nicht ihren Ursprung in unserer eigenen Erfahrung hat, sondern dort was wir von unseren AhnInnen darüber gehört oder gesehen haben. 

Jeder hat sie, seine Schattenseiten. Überall lässt sich etwas aufspüren, wenn man danach sucht. Wem ist damit geholfen? Würde es nicht mehr Sinn und Freude bereiten, wenn wir überall das Gute, Schöne und Freudvolle in den Vordergrund holen?
Die Wespe ist also ein Nutztier. Mit dem Wissen, werde ich sie in Zukunft weiter bauen lassen, aber ihr dennoch mit einem gewissen Respekt begegnen.
Leben und Leben lassen und sich auf das Gute besinnen, das ist meine Wahl.
Was wählst du ?

Von 💖 zu 💖













(c) Erika Klann

Sonntag, 8. Juli 2018

Die Geschichte von der Amsel mit einem Bein


Schon seit einiger Zeit bemerkte ich im Garten eine männliche Amsel, mit nur einem Bein.
Sie bzw. Er war sehr zutraulich. Hüpfte immer wieder im Garten herum, ja selbst die Anwesenheit mehrerer Leute störte ihn nicht. So hüpfte er durch den Garten um Futter zu suchen und schwang sich in die Lüfte. Ich freute mich darüber, so einen besonderen Gast im Garten zu haben.

Amselmann "Hansi" - so will ich ihn kurz nennen.

Eines Abends als ich den Garten gießen wollte, flogen sämtliche Amseln weg, nur eine blieb und hüpfte hinter den Rosenstöcken vor dem Wasserstrahl davon. Ich wunderte mich schon, warum diese Amsel gar so zutraulich war. Bald musste ich aber bemerken, dass ihr ein Flügel fehlte. Beim näheren Hinsehen bemerkte ich, dass es Hansi war. Hansi, der Amselmann mit einem Beinchen, hatte nun auch nur noch einen Flügel. Die Schwanzfedern waren ebenso teilweise nicht mehr da.

Ein Vogel, der nicht fliegen kann! Wie furchtbar, vor allem war er nun ungeschützt sämtlichen Räubern am Boden und aus der Luft ausgesetzt.

Guter Rat war teuer, aber ein Flügel konnte nicht nachwachsen, die Federn mit der Zeit, aber würde Hansi soviel Zeit haben? Er schien nicht mehr ganz jung, sein Flügelkleid war teilweise schon grau. Einfangen ließ er sich auch nicht.

Ich überlegte. Wildtierhilfe? Aber was könnte man dort tun und was würde das für Hansi, die Amsel, die die Freiheit gewohnt war, bedeuten?

Ich entschied mich, schweren Herzens, der Natur ihren Lauf zu lassen und als ich den Garten verließ, blickte ich noch Mal zurück, in der Meinung, es wäre das letzte Mal, dass ich ihn lebend sehen würde.

Ich sollte mich jedoch irren! Am nächsten Tag fand ich Hansi wieder im Garten vor. Er hatte die Nacht überlebt, er war klug, wusste wohl sich zu verstecken. Bei näherer Betrachtung konnte ich erkennen, dass ihm nicht der ganze Flügel fehlte. Ich schöpfte Hoffnung....

So vergingen einige Tage. Der Amselmann hüfte durch den ganzen Garten. Ein paar Sprünge auf seinem Bein und wenn er zu viel Schwung hatte, balancierte er sich mit dem gesunden Flügel aus. In der Wiese fand er ausreichend Futter und er trank bereit gestelltes Wasser.
Manchmal hatte er Besuch von einer Amselfrau und einem anderen Amselmann. Er schien mit der neuen Situation ganz gut zurecht zu kommen.

Man muss sich einmal vorstellen, ein Vogel, der es gewohnt ist, sich über der Erde zu bewegen, einfach in die Lüfte zu schwingen, ist mit einem Mal auf dem Boden gefangen, noch dazu, mit nur einem Bein. Aber Hansi war tapfer und passte sich mit einer für mich bewundernswerten Art und Weise an.  Er war zutraulich, wenn ich ihm jedoch zu nahe kam, suchte er das Weite.

Als sich ein Unwetter ankündigte, baute ich dem Amselmann einen Unterschlupf, wo er auch vor nächtlichen Räubern sicher sein konnte. Ich versuchte ihn noch dorthin zu scheuchen. Wenn ich mit ihm sprach, sah er mich so interessiert und neugierig an.

Am Tag nach dem Regen, hatte ich wieder in der Baustelle zu tun und während ich auf einen der Arbeiter wartete, suchte ich Hansi im Garten, konnte ihn aber nirgendwo erblicken. Ich erzählte dem Arbeiter von dem Amselmann mit dem einen Bein und dieser konnte mir gleich eine Geschichte berichten. Nämlich, dass Hansi sich während der Pause zu ihnen gesellte und mit ihnen mit aß. Nun lag er aber tot hinten im Garten, erzählte mir der Mann.

Nun lag er da, der tapfere Vogel, das Flügelkleid durchnässt, leblos war sein Blick. Es war nicht eindeutig erkennbar, ob er von einem Tier getötet worden war, oder einfach dort gestorben ist. Später grub ich ihn neben einer meiner Lieblingsblumen ein.

Was können wir von dem Leben dieser kleinen Amsel lernen und mitnehmen?
Ganz egal, wie widrig die Umstände auch sein mögen, und wie aussichtslos, es gibt immer wieder Möglichkeiten das Beste draus zu machen.

Hansi hätte sich auch einfach in eine Ecke setzen können, aber er hüpfte durch den ganzen Garten und machte das Beste aus seiner Situation. Als er das Wasser in der Sonne trank und seinen kleinen Kopf nach oben reckte, schien er dies zu genießen und einmal hatte er ein Stück zum Fressen im Schnabel, dass er vor dem Wasserstrahl beim Giessen unbedingt retten wollte. Es war sein Stück und ohne diesem im Schnabel hüpfte er nicht weiter.

Der kleine Amselmann ist nun nicht mehr. Er wird mir fehlen und wohl unvergessen bleiben und auch vielleicht sogar ein Vorbild sein!

Von 💖zu 💖



RIP Hansi



(c) Erika Klann