Freitag, 28. Juli 2023

Vom "Aushalten müssen"

Wenn ich ein Urlaubsquartier für mich suche, dann achte ich grundsätzlich stets auf die Lage

der Unterkunft. Ich weiß nicht warum, aber diesmal habe ich mich von den Fotos und den Bewertungen mit „Top Lage“ derart verblenden lassen, dass ich mir die genaue Lage oder Adresse gar nicht genauer angesehen habe.

Top Lage war für mich genug und überzeugte mich.

Als ich dann in der Zielortschaft angekommen war, suchte ich mir das 1. Mal die Adresse heraus und erstarrte beinahe, denn diese lautete HAUPTSTRASSE. Ich hoffte jedoch, dass mein Zimmer den Blick in den Garten haben würde.

Die Hoffnung löste sich auf, als ich in mein gebuchtes Zimmer geführt wurde. Der starke Durchzugsverkehr war nicht zu überhören.

„Ich kann hier nicht bleiben“, entfuhr es mir. Ungläubig sah mich die Tochter der Vermieterin an. Ich könne das nur mit ihrer Mutter klären, die gerade beim Essen wäre und sicher bald wieder da sein würde. Ich erfuhr auch noch, dass es ja eh Lärmschutzfenster gäbe… Im Sommer ist das wenig hilfreich, aber gut.

Ich war ziemlich betroffen, dass ich in so einem Quartier gelandet war. Nicht zuletzt, weil es ja doch auch meine eigene Schuld war. Ich hätte schon viel früher auf die genaue Lage achten sollen. Am liebsten wäre ich sofort wieder nachhause gefahren. Stornogebühren würden anfallen und vor allem fragte ich mich, wo ich auf die Schnelle ein neues Zimmer finden sollte. Zusätzlich war ich müde von der Autofahrt.

Das Haus war ausgebucht und so gab es auch keine Möglichkeit das Zimmer zu tauschen. „Versuchen Sie es doch einmal“, schlug die Vermieterin vor.

Nachdem ich im ersten Moment keinen anderen Ausweg sah, versuchte ich es mir gemütlich zu machen, wobei das Zimmer ziemlich eng war. Eng, heiß und laut. Keine besonders einladende Konstellation, wie sich wohl jeder vorstellen kann.

Die Nacht war entsprechend kurz. Der Lärm machte mich total unruhig und nervös. Am nächsten Morgen begann mich um ein anderes Quartier umzusehen und wurde glücklicherweise fündig. Kurz zögerte ich, weil ich mich natürlich der Vermieterin im Wort fühlte. Hier ging es jedoch um meine Gesundheit, um meinen Urlaub und mein Wohlbefinden. Ich schickte nach kurzem Zögern eine Anfrage zu einem anderen Vermieter. Diesmal hatte ich die Lage genau angesehen. Ich verbrachte den Tag bei einer Wanderung auf den nahen Bergen und genoss die Ruhe und Stille, die dort oben vorherrschte.

Ich hatte Glück, ich bekam die Zusage des anderen Quartiers und zog nach der 2. Nacht aus.

Meine 1. Vermieterin konnte mich nicht recht verstehen. Sie meinte, dass sie Stammgäste hat und noch nie jemand ausgezogen wäre. Genau das ist oft der Punkt!

Viel zu oft, zu lange verharren wir in Situationen, die uns nicht gut tun. Denken uns, dass wir das aushalten müssen, fühlen uns verpflichtet. Situationen auszuhalten, die uns nicht gut tun, machen uns auf Dauer krank. Das ist so! Ganz egal in welchen Bereichen des Lebens. Ob es nun um ein viel zu lautes Zimmer oder eine Beziehung geht, in der es nur noch Streit gibt, oder eine Arbeitsstelle, bei der es nur Stress und wenig Wertschätzung gibt.

Natürlich musste ich Stornogebühr zahlen, aber ganz ehrlich, meine Gesundheit ist mir das in jeden Fall wert gewesen.

Es gibt freilich Situationen, durch die man eine gewissen Zeit durchgehen muss, JA, aber sobald du irgendwo einen Ausweg siehst, dann geh ihn. Das nennt man SELBSTLIEBE 💕

Es ist DEINE Aufgabe, gut auf DICH zu schauen und es DIR wert zu sein.
(Egal in welchem Bereich deines Lebens)

Ich hatte übrigens noch sehr feine und entspannte Urlaubstage😊😊

Von 💖 zu 💖

 

 

(c) Erika Klann