Der heurige Winter hatte schon so einiges zu bieten. Genügend
lange Kälte, dass sogar der See gut
zugefroren war und es gab auch immer wieder Schnee.
Nachdem der Schnee das Land bedeckt hatte, startete ich mit
meinen Stöcken zu einem längeren Fußmarsch über die Felder. Nach vielen Tagen
mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, war es an jenem Tag das erste Mal
sogar "warm" und so kam ich ganz schön ins Schwitzen, weil ich
gewohnt warm angezogen war.
Es war so herrlich windstill und angenehm, dass ich mich für
einen längeren Marsch entschied und ich genoss es, durch den Schnee zu stapfen.
Interessiert betrachtete ich auch die anderen Fußspuren, die
im Schnee zu sehen waren. Es ist immer wieder interessant und spannend, wenn
man sieht, wo die Tiere hauptsächlich ihre Wege haben, oder wo auch vermehrt
Menschen gehen. An manchen Wegen waren mehrere Spuren, an anderen wieder kaum
welche, bis gar keine.
So fiel mir eine Spur ins Auge, die in die gleiche Richtung
führte, wie meine. Ich versuchte, natürlich nur rein zum Spaß, in den
Fußstapfen dieser Person den Weg fortzusetzen. Die Schritte waren ungefähr
genauso lange wie meine, dennoch hatte ich große Mühe in dieser Spur zu
bleiben. Nun ja, ich hatte meine Walkingstöcke dabei und hatte natürlich einen
anderen Gehrhythmus, als die Person in deren Fußstapfen ich zu gehen versuchte.
Bald gab ich es auf und suchte wieder meinen ganz eigenen,
individuellen Weg. Da fühlte ich mich am
wohlsten.
Ich verglich die Situation mit dem Leben und stellte mir die Frage, ob es gut ist in die Fußstapfen eines anderen treten zu wollen.
Es ist gut von anderen zu lernen, in die gleiche Richtung zu
sehen, aber ich denke, dass es wichtig ist, sich seinen ganz eigenen Weg zu suchen
und ihn konsequent zu gehen. Natürlich darf man immer wieder die Spur wechseln,
oder sogar abbiegen, über Hindernisse steigen, oder was immer nötig ist. Sich immer wieder neu zu orientieren und auszurichten, mit dem was ist und dabei unbeirrte den eigenen Weg, das eigene Ziel weiter zu verfolgen, denn nur dann kannst du ganz DU sein, ganz individuell.
Wenn du in den Fußstapfen eines anderen gehen willst, ist
das viel mühsamer, weil du immer darauf achten musst, wo die Person vor dir den nächsten
Schritt hin getan hat.
Das lenkt dich ab und hindert dich gut voran zu kommen.
Es lenkt dich davor ab, auch andere Möglichkeiten zu sehen und
zu erkennen und hindert dich, dir deine ganz eigene, persönliche Meinung zu
bilden. Damit hinderst du dich selbst daran, deine wahre Größe und Stärke zu
erkennen und dieser Ausdruck zu verleihen.
Sei ruhig mutig, sei du selbst und finde deinen eigenen Weg.
(c) Erika Klann