
(c) Erika Klann
Meine Nach-Denk-Geschichten, sind Geschichten und Gedanken, die das Leben erschaffen hat. Sie können zum Nach-Denken anregen. Möglicherweise tragen sie dazu bei, das Bewusst-Sein einzelner Personen zu erweitern. Es besteht die Möglichkeit, dass sich plötzlich neue Ein-Sichten eröffnen. Jeder hat die Wahl und Freiheit, sich das davon mitzunehmen, was ihm richtig und angenehm erscheint. Viel Spaß beim Nach-Lesen und Nach-Fühlen ! (c) erika klann
Wenn ich ein Urlaubsquartier für mich suche, dann achte ich grundsätzlich stets auf die Lage
der Unterkunft. Ich weiß nicht warum, aber diesmal habe ich mich von den Fotos und den Bewertungen mit „Top Lage“ derart verblenden lassen, dass ich mir die genaue Lage oder Adresse gar nicht genauer angesehen habe.
Top Lage war für mich genug und überzeugte mich.
Als ich dann in der Zielortschaft angekommen war, suchte ich mir das 1. Mal die Adresse heraus und erstarrte beinahe, denn diese lautete HAUPTSTRASSE. Ich hoffte jedoch, dass mein Zimmer den Blick in den Garten haben würde.
Die Hoffnung löste sich auf, als ich in mein gebuchtes Zimmer geführt wurde. Der starke Durchzugsverkehr war nicht zu überhören.
„Ich kann hier nicht bleiben“, entfuhr es mir. Ungläubig sah mich die Tochter der Vermieterin an. Ich könne das nur mit ihrer Mutter klären, die gerade beim Essen wäre und sicher bald wieder da sein würde. Ich erfuhr auch noch, dass es ja eh Lärmschutzfenster gäbe… Im Sommer ist das wenig hilfreich, aber gut.
Ich war ziemlich betroffen, dass ich in so einem Quartier gelandet war. Nicht zuletzt, weil es ja doch auch meine eigene Schuld war. Ich hätte schon viel früher auf die genaue Lage achten sollen. Am liebsten wäre ich sofort wieder nachhause gefahren. Stornogebühren würden anfallen und vor allem fragte ich mich, wo ich auf die Schnelle ein neues Zimmer finden sollte. Zusätzlich war ich müde von der Autofahrt.
Das Haus war ausgebucht und so gab es auch keine Möglichkeit das Zimmer zu tauschen. „Versuchen Sie es doch einmal“, schlug die Vermieterin vor.
Nachdem ich im ersten Moment keinen anderen Ausweg sah, versuchte ich es mir gemütlich zu machen, wobei das Zimmer ziemlich eng war. Eng, heiß und laut. Keine besonders einladende Konstellation, wie sich wohl jeder vorstellen kann.
Die Nacht war entsprechend kurz. Der Lärm machte mich total unruhig und nervös. Am nächsten Morgen begann mich um ein anderes Quartier umzusehen und wurde glücklicherweise fündig. Kurz zögerte ich, weil ich mich natürlich der Vermieterin im Wort fühlte. Hier ging es jedoch um meine Gesundheit, um meinen Urlaub und mein Wohlbefinden. Ich schickte nach kurzem Zögern eine Anfrage zu einem anderen Vermieter. Diesmal hatte ich die Lage genau angesehen. Ich verbrachte den Tag bei einer Wanderung auf den nahen Bergen und genoss die Ruhe und Stille, die dort oben vorherrschte.
Ich hatte Glück, ich bekam die Zusage des anderen Quartiers und zog nach der 2. Nacht aus.
Meine 1. Vermieterin konnte mich nicht recht verstehen. Sie meinte, dass sie Stammgäste hat und noch nie jemand ausgezogen wäre. Genau das ist oft der Punkt!
Viel zu oft, zu
lange verharren wir in Situationen, die uns nicht gut tun. Denken
uns, dass wir das aushalten müssen, fühlen uns verpflichtet.
Situationen auszuhalten, die uns nicht gut tun, machen uns auf Dauer
krank. Das ist so! Ganz egal in welchen Bereichen des Lebens. Ob es
nun um ein viel zu lautes Zimmer oder eine Beziehung geht, in der es
nur noch Streit gibt, oder eine Arbeitsstelle, bei der es nur Stress
und wenig Wertschätzung gibt.
Natürlich musste ich Stornogebühr zahlen, aber ganz ehrlich, meine Gesundheit ist mir das in jeden Fall wert gewesen.
Es gibt freilich
Situationen, durch die man eine gewissen Zeit durchgehen muss, JA,
aber sobald du irgendwo einen Ausweg siehst, dann geh ihn. Das nennt
man SELBSTLIEBE 💕
Es ist DEINE
Aufgabe, gut auf DICH zu schauen und es DIR wert zu sein.
(Egal in welchem Bereich deines Lebens)
Ich hatte übrigens noch sehr feine und entspannte Urlaubstage😊😊
Von 💖 zu 💖
(c) Erika Klann
Wenn morgen nichts so ist, wie es gestern zu sein schien –
ich BIN – du BIST – nein, DU NICHT!!!
Frieden mit der Vergangenheit schließen.
Es gibt Momente im Leben, die man wohl immer in Erinnerung behält. Vielleicht verblassen sie ein wenig, aber das Gefühl, das man dabei empfand, bleibt wohl Zeit Lebens bestehen.
So einen Moment erlebte ich im letzten Jahr, genauer gesagt, am Morgen, des 4. April 2022. Ich erhielt einen Anruf des Pflegeheimes, in dem meine Mutter seit dem Jahr 2018 lebte.
Der Mann am anderen Ende der Leitung übermittelte mir seine Beileidsbekundungen, denn meine Mutter war in der Nacht verstorben. Diese Botschaft überrollte mich! Auf seine Frage, wann ich vorbei kommen würde, bat ich mir 1 Stunde Nachdenkzeit, denn ich musste mich zunächst fassen. Nachdem das Gespräch beendet war, ging ich im Kreis. Meine Mutter war tot! Nichts würde je mehr so sein, wie es war.
Nun war genau die Situation aufgetreten, die ich Jahrelang zu verhindern versucht hatte. Viele Jahre, aber nicht mehr die letzten beiden – da hatte ich nämlich aufgegeben.
Die Vorgeschichte sieht so aus, dass meine Großmutter und meine Mutter in den 80iger Jahren einen Streit hatten und sich bis zum Tod meiner Oma nicht mehr versöhnten. Meine Mutter entwickelte in den Folgejahren eine Depression, die sich nach und nach zu einer bipolaren Erkrankung „auswuchs“. Es folgte ein langer Leidensweg für die ganze Familie. Vor allem, wenn sie in manischen Phasen zunehmend aggressiv wurde, fühlten wir uns sehr oft im Stich gelassen.
Ich habe dazu sogar ein Buch begonnen, das Angehörigen
psychisch Kranker eine Hilfe sein soll, muss aber gestehen, dass ich
es bisher nicht geschafft habe, das Werk zu vollenden.
Sie lebte in ihrer eigenen Welt mit ihrer eigenen Wahrheit. Die, die für sie am besten passte und wenn es bedeutete, dass meine Oma, mein Vater oder ich ihre Feinde waren, dann war das eben so. Sie konnte dabei so überzeugend sein, dass ihr Jeder glaubte, oder/und sich im schlimmsten Fall einen Vorteil daraus verschaffen. Das tat ganz besonders ihr vom Gericht beauftragter Sachwalter….
Als die Coronazeit kam, meine Mutter ihr Einzelzimmer wochenlang nicht verlassen durfte, konnte ich anfangs noch gut den Kontakt zu ihr halten, aber dann war ihr Handy kaputt, mit dem Abteilungstelefon durfte man nur kurz mit ihr reden und irgendwann ging es wieder mit ihr durch und sie beschuldigte natürlich mal wieder mich dafür, dass sie im Pflegeheim war.
Niemand kann sich vorstellen, wie oft ich mir überlegt habe, ob und wie ich sie aus dem Pflegeheim holen könnte. Niemand, kann den inneren Kampf und den Schmerz auch nur erahnen, den man durchlebt, wenn man eigentlich nur das Beste für seine Mutter möchte, aber vieles einfach nicht mehr möglich ist.
„Du bist schuld!“, keifte sie mir entgegen. Ich bräuchte sie auch nicht mehr besuchen kommen und da hat es bei mir „klick“ gemacht – es war genug!
2 Jahre hatte ich sie nicht gesehen – wir blieben unversöhnt. Sie hatte es geschafft – mit allen ihren Mitteln. Sie hatte gewonnen!
Wir sind aber dennoch in den Frieden gekommen.
Ich habe meiner Mutter ein schönes Begräbnis ausgerichtet und sie würdevoll gehen lassen. Habe alte Aufzeichnungen gelesen, die sie in ihrer Jugend gemacht hat, mir ihre alten Fotoalben angesehen und mich intensiv mit ihr auseinander gesetzt. Ich habe getrauert. Es war anders, als bei meinem Vater. Das kam aber wohl daher, dass ich sie als Mutter schon lange „verloren“ hatte und den Verlust schon seit vielen Jahren betrauert und bedauert hatte.
Letzten Herbst war ich bei einem Aufstellungswochenende und habe „uns“ aufgestellt und eine wundervolle Erfahrung gemacht, die all das Leid und den Kummer mit einem Mal aufgelöst haben. Die Darstellerin meiner Mutter hat mit einfachen Worten soviel ge/erlöst. Gleichzeitig konnten andere anwesende Frauen ihre Mutterbeziehung von einem neuen Licht betrachten und fühlten sich ebenfalls beschenkt.
Meine Mutter hat ihre Rolle für dieses Leben am 3. April 2022 hinter sich gelassen, sie ist jetzt in einer anderen Dimension, dort wo ihre ruhelose Seele Frieden gefunden hat. Sie ist frei!
Und ich auch!
Ich hege keinen Groll mehr und auch nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.
Wenn wir Frieden in unseren Herzen suchen, dann dürfen wir uns aufmachen, ihn zu finden und zwar aus der tiefsten Essenz unseren Seins.
Von 💖 zu 💖
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Hertha 1935 - 2022 |