Ich habe euch schon öfters
von unserem Kater Romeo erzählt. Er ist schon ein ganz Besonderer und hat mich
schon oft zum Nach-Denken angeregt.
Nun ist er seit über einer
Woche weg - er kam von seinem nächtlichen Ausflug nicht zurück....so lange war
er noch nie weg und irgendwie habe ich schon die ganze Zeit das Gefühl, dass es
Zeit ist.... Zeit Abschied zu nehmen. Die ganze Woche waren die Gefühle in mir
"taub", erst nach einer Woche als ich über den Kater nachdachte rannen
die Tränen und es wurde Zeit (m)eine Katzengeschichte aufzuschreiben.
Als Kind wollte ich immer
Katzen. Zum Leidwesen meiner Eltern brachte ich immer Katzen nachhause. Auch
später als ich schon in einer eigenen Wohnung lebte, hatte ich Katzen. Ich
liebe diese Wesen einfach.
Mein letzter Kater (Mucki) verbrachte seine letzten Jahre als
Scheidungsweise bei meinen Eltern. Er war ein sehr tapferer Kater, der trotz
Blindheit noch seine Runden im Garten drehte. Er wurde sehr alt um am Ende
konnte er kaum noch gehen.
So sehr ich Katzen immer
liebte, so lebte ich dennoch seit 1999 Katzenfrei und es war auch gut so......
Vor mehr als 3 Jahren
tauchte wie aus dem Nichts eine Rassekatze im Garten meiner Eltern auf. Das Tier
war total verängstigt und vernachlässigt. Wie sehr wir uns alle bemühten, sie
ließ sich nur von meiner Mutter streicheln, alle anderen fauchte sie nur an. Wir
wussten auch nicht, ob es sich um ein männliches oder weibliches Tier handelt,
als sich eines Tages eine große Anzahl von Katern einfand, um sich mit der
Katze zu vergnügen. Mein Vater war vollkommen aus dem Häuschen und erzählte
später "fünf Kodan woarn do, ana hots buckt und viare hom zuagschaut" - was
soviel bedeutet, wie "5 Kater waren anwesend, einer hat sie bestiegen,
während die anderen 4 zugesehen hatten". Soviel Sex am helllichten Tag in
seinem Garten, das schockierte meinen damals 87jährigen Vater sehr ;-) ;-)
Bald wurde Murrli (so nannte
meine Mutter die Katze) immer runder und runder. Die 5 Kater hatten ganze
Arbeit geleistet...Murrli erwartete Nachwuchs und wir bereiteten eine Wurfbox
vor....
Murrli hatte zwar offenbar
mehrere "Zuhause", dennoch wartete sie am besagten Tag vor der Tür
meiner Eltern bis diese von ihrem Spaziergang zurück kehrten, um ihre Babies in
der vorbereiteten Wurfbox zu gebären. Als mein Vater mich verständigte, waren
schon 2 Katzenbabies geboren, bei der Geburt von weiteren zweien war ich
anwesend. Ein tolles, einzigartiges Erlebnis.
Die Katzenmutter ging in
Folge ganz in der Pflege ihrer Jungen auf, verließ das Haus fast nie,
gleichzeitig durfte niemand ihre Jungen angreifen. Sie war noch ängstlicher und
zugleich aggressiver als sonst. So beobachteten wir das Heranwachsen der Jungen
mit Abstand und waren allesamt aufgeregt . Als die kleinen dann anfingen flügge
zu werden, konnten wir das eine oder andere Kätzchen hervorlocken und
streicheln. Die Kleinen hatten die Angst und Scheue ihre Mutter fast vollkommen
übernommen. Sie fauchten teilweise genauso wie sie, wenn man sich ihnen
näherte.
Eines dieser Kätzchen war
besonders mutig. Das war Belinda, die einzige, die die langen Haare ihrer Mutter
geerbt hat und der man ansieht, dass sie ein Mischling ist. Die anderen drei
Katzenkinder waren/sind optisch "normale" Hauskatzen.
Meine Tochter wollte, dass
wir eine Katze nehmen, aber ich wollte mir die Verantwortung nicht antun. Bei
aller Liebe, aber NEIN...
... mein scheinbar harter Kern weichte sich aber Stück für
Stück auf.... dennoch...
.... versuchten wir für die Kätzchen neue Besitzer
zu finden, leider gab es nur Interesse für die langhaarige Katze und da kam
mein NEID durch.... da ich noch nie so eine schöne Katze besessen hatte und nur
Interesse an ihr bestand, beschloss ich kurzerhand, dass ich sie nur MIR gönne....
tja ....
.....und nachdem es für mich
stimmiger war, zwei Kätzchen zusammen zu lassen, entschied ich einen der Tigerburschen dazu zu nehmen. ROMEO
Wir mussten die beiden Kätzchen nach 3 Monaten richtiggehend entführen, da Murrli ihre Kinder
wie schon erwähnt, von niemand anfassen ließ.
Als die beiden Kleinen die
erste Nacht bei uns waren, miauten sie natürlich sehr nach ihrer Mutter. Mit
tat das Herz weh!
Romeo war damals schon der
Ritter für seine Schwester. Selbst noch ein Zwergerl, stellte er sich immer
mutig vor sie, oder kam sofort gelaufen, wenn sie miaute.
So kam eine aufregende Zeit
für uns alle. Belinda kletterte auf alles, was sie erklettern konnte, sprich
Vorhänge, Kästen, Fenster, Türen und Romeo eiferte ihr dann mit der Zeit nach.
Als die Zeit kam, wo wir sie ans Freie gewöhnten, war auch sie die Mutigere die
zuerst ihre Schritte in die Wiese wagte.
Meistens lagen die beiden
beieinander bis Romeo in die Frühpubertät kam und seine Schwester ständig
bedrängte und besteigen wollte. Da hatte Belinda ihre liebe Not.
Knapp vor ihrem 1.
Geburtstag war Belinda 12 Tage verschwunden. Wir waren außer uns vor Sorge, umso größer war die Freude, als sie plötzlich wieder da war. Ausgehungert, aber
wohlauf.
Romeo war damals
richtig beleidigt auf sie.... und wie
aus Protest blieb er dann auch gleich mal eine Nacht weg. Das ging eine Weile
so hin und her, bis beide brav jeden Morgen wieder da waren.
Romeo war schon so ein
kleiner Prinz, der sich gern von seiner Schwester das Fell pflegen ließ, oder
sich gern, am liebsten stundenlang streicheln ließ. Wenn man ihm am Kopf zwischen den Ohren Bussis gab, drückte er richtig dagegen. Das liebte er sehr. Er war ein richtiger Liebeskater
mit einem "Herz" am Bauch.
Wenn er morgens herein kam, "begrüßte"
er mich immer mit einer Art Brummen -"guten Morgen" schien es zu
heißen. Dann ließ er sich auf den Boden fallen, streckte Vorder- und
Hinterbeine von sich und rollte sich am Boden hin und her, in der Erwartung nun
mal den Tag mit Streicheln zu beginnen.
Fressen tat er gern - und wenn Belinda später zum Fressen kam, dann fraß
er gleich noch eine Portion "sicher ist sicher". War die Schlafzimmertür
doch einmal einen Spalt offen, so ergriff er die Gelegenheit um schnell ins
Bett zu springen. Wenn ich ihn rausholte, "keppelte" er.
"Mau mau"...protestierte er und
ringelte sich zusammen. Wenn er den ganzen Tag geschlafen hatte, dann kam SEINE
Ausgehzeit. Allerdings kam er, solange ich wach war, einige Male wieder nachhause um
noch ein wenig zu fressen. Dabei stieß er mit den Pfoten durch die Balkonfliegengittertürklappe an die Balkontür,
bis die Fliegengittertür aufsprang und dann "klopfte" er mit den
Vorderfüssen solange an, bis ihm geöffnet wurde. War er dann satt und wurde
nicht weiter beachtet - also in seinem Sinn gestreichelt - dann spazierte er im
Wohnzimmer auf und ab und zwar vergleichsweise, wie wenn jemand ganz fest
aufstampft. Statt Aufstampfen hörte man bei ihm die Krallen "klack klack
klack klack" Das machte er mit so einer Penetranz, bis ich ihn wieder hinaus
ließ.
Ja er wusste genau, was er
wollte und wie er es meistens auch erreichte.
Er war auch sehr
"nobel", denn in einem Katzenklo "sein Geschäft" zu verrichten, das macht jede Katze,
er bevorzugte die Badewanne !! igittttttt !!!! Bald gab es eine Absperrung,
damit er nicht ins Badezimmer gelangen konnte. (Die Tür muss offen bleiben, da im Badezimmer kein Fenster ist). Sobald die Absperrung einmal vergessen wurde,
war er wieder im Bad.
Er war auch ein toller
Jäger. Brachte viele Mäuse und anderes Getier auf den Balkon. Das war weniger
zu meiner Freude, weil ich die Reste dieser Tiere entfernen "durfte".
Natürlich war Romeo sehr
großzügig und hätte auch mit uns geteilt - lautstark verkündete er ja immer
wenn es einen "Snack" gab....
...wie schon erwähnt,
gehörte Fressen zu seiner Leidenschaft und seine Gier kannte manchmal keine
Grenzen - so fand ich einmal 5!!! erbrochene Mäuse am Balkon.
An diesem Tag war ihm wohl
sehr übel, da er sich so gut wie gar nicht rührte.....
Wenn er eine Zecke hatte,
dann blieb er brav liegen und ließ sie sich entfernen und Cranio Sacral mochte
er sowieso.
Romeo hatte Zeiten, wo er
meinte sein Revier "markieren" zu müssen - was vorzugsweise in der
Wohnung passierte.... da war ich schon extrem grantig und dachte daran, die
Tiere wegzugeben... vor einigen Monaten markierte er ganz extrem meine Küche -
es war furchtbar und ich war sehr wütend und am Verzweifeln.
Nachdem ich mit meiner
Tochter einmal ein Tierkommunikationsseminar besucht hatte, bat sie mich, mit
unserer damaligen Trainerin Kontakt aufzunehmen, damit sie herausfinden konnte, warum Romeo ein solches Verhalten zeigt. Das Gesprächsprotokoll war sehr spannend, denn die
Tierkommunikatorin wusste nichts über meine Lebenssituation und die getroffenen
Aussagen passten sehr gut - es wird immer ein wichtiges Dokument für mich
bleiben.
Zwei kurze Zitate daraus:
Romeo: "Du bist stark,
du brauchst so jemanden nicht".
"....denn es gibt einen
Kater, der dich mehr liebt als sich selbst und der nicht genau weiß, wie er dir
helfen kann...."
Ich habe das
"Problem" beseitigt, und das Markieren war vorbei.
Ja, Romeo war ein
Liebeskater, ein Kuscheltier, das sich total hingeben konnte und wusste, was es
wollte.
Er zeigte mir auch immer
wieder meine persönlichen Grenzen auf, den Grat zwischen Liebe und Verärgerung
- oder auch wie es ist, mit den Folgen seines eigenen Neides umzugehen ;-)
Nachdem ich diese Geschichte
aufgeschrieben hatte, stellte sich die Frage, ob ich Romeo abgeschrieben habe?
Was bedeutet "jemanden
abschreiben" denn wirklich? Jemanden aufgeben, jemanden vergessen, nicht mehr an die
Rückkehr glauben?
Wenn man der Wahrheit ins
Auge sieht, so weiß man, dass die Chancen, dass er zurück kehrt, täglich
sinken. Ich könnte jetzt im Leid und in meiner Trauer versinken, könnte mir
alles mögliche Grausame ausdenken, was ihm passiert sein könnte.
Damit würde ich mir selbst ein Leid bereiten, das Romeo sicher nicht wollte.
Vieles ist möglich, es ist
aber auch möglich, dass er sich ein anderes zuhause gesucht hat - so wie er
eine Zeit lang eine Dame in der Nachbarschaft besucht hat, ja sogar bis ins
Wohnzimmer gegangen ist...dabei mochte diese Dame Katzen gar nicht und noch
weniger, dass er seine Häufchen in ihrem Garten
machte....
So wie seine Mutter Murrli bei
meinen Eltern aufgetaucht ist, und uns letztlich Katzenkinder hinterließ, so
kann Romeo möglicherweise auch woanders "wirken". Katzen sind sehr
spezielle, spirituelle Tiere.
Freilich schaue ich auch
immer wieder mal, ob Romeo vielleicht doch am Balkon sitzt, aber er sitzt nicht
- so bleibt mir nur die Erinnerung an diesen wundervollen Kater mit seiner sehr
ausgeprägten Persönlichkeit und die Dankbarkeit über die fast 3 Jahre, die wir
zusammen verbringen konnten.
Von Herz zu Herz
(c) Erika Klann