Ich möchte vorwegschicken, dass es sich bei dieser
Geschichte nicht um eine wirkliche Survivalgeschichte (survival zu deutsch =
überleben) im Zusammenhang mit einer kritischen, gefährlichen oder gar
brenzligen Situation handelt. Seit meine Tochter mit ihrem Partner in einem
"Survival-Camp" war, benützen wir dieses Wort intern öfters für
"Ausnahme-situationen" - oder einfach für "anders mit etwas
umzugehen".
Viele Menschen befinden sich meist in einem gewissen
Sicherheitsdenken, ganz egal um welche Situationen es sich handelt und wie
üblich schließe ich mich auch da nicht aus, beispielsweise, wenn ich am halben
Weg zum See umgekehrt bin, weil es nach Gewitter aussah, weil es könnte ja....
und bevor ich 25 km fahre und dann.... dann lasse ich es halt lieber...
Aber was kann tatsächlich passieren? Im besten Fall hält das
Wetter und im schlimmsten Fall kommt Regen und ich habe Zeit für andere Dinge.
Am Weg zur Nordsee wurden wir vor die Herausforderung gestellt, mit einem
Propellerflugzeug zu fliegen - für manche nichts Außergewöhnliches - für uns
wohl. Letztlich war es ein sehr angenehmer Flug mit wunderschöner Aussicht.
Auf der anderen Seite konnte uns diese Maschine eine Woche
später wegen technischer Probleme nicht mehr
zurück bringen....😉
Bei meiner heutigen Geschichte, handelt es ich um eine
Wanderung durch den Wald.
An jenem Tag hatte ich mich zuhause verzettelt und war somit
etwas später dran. Nun sind die Tage im Sommer zum Glück sehr lange und somit
hatte ich noch ausreichend Zeit um eine ausgedehnte Wanderung zu machen, so
dachte ich.
Der Himmel war leicht bewölkt, die Sonne lachte und es war
recht angenehm. Ich trug eine leichte, lange Wanderhose und ein Kurzarmshirt.
In meinem Rucksack befand sich etwas zu trinken und eine leichte Windjacke.
So trat ich meinen Weg an und als ich noch außerhalb des Waldes war, sah
in, dass eine Regenfront geradewegs auf mich zukommen dürfte. Ich überlegte
kurz umzukehren, entschied aber dann
meinen Weg fortzusetzen und vertraute dem Blätterdach des Waldes.
„Es wird mich schon vor ärgerem Nasswerden beschützen,"
so dachte ich.
Schon bald befand ich mich tief im Wald, als ich die ersten
Regentropfen leicht spürte. Da der Regen mit der Zeit stärker wurde, verließ
ich den Weg und suchte Unterschlupf im Wald, wo das Blätterdach dichter war.
Eine Zeit lang war ich auch zum größten Teil beschützt, aber der Regen ließ
nicht nach und das Blätterdach schützte bald nicht mehr so gut. Ich wusste von einer Hütte, die nicht recht
weit von meinem Standort entfernt war. Ich überlegte. Eine Zeitlang suchte ich
Schutz an verschiedenen Stellen des Waldes, in der Hoffnung nahezu unbeschadet
durch den Regen vorwärts zu kommen und dann wurde mir klar, dass ich, je länger
ich wartete, dennoch immer nasser werden würde. Ich wusste auch nicht, wie
lange der Regen dauern würde, oder wie stark er noch werden könnte. Stehen
bleiben war auf Dauer keine wirkliche Option und so entschied ich mich, auf den
Weg zurück zu kehren, um so rasch als möglich zu der Hütte zu gelangen.
Eiligen Schrittes, möglichst entlang des Blätterdaches
setzte ich meinen Weg Richtung Unterschlupf fort und war schon sehr bald am
Ziel. Bei der Hütte fand ich sogar eine kleine Terrasse mit einem Tisch und
Bänken vor. Es war sehr komfortabel und ich ließ mich nieder und betrachtete
den Wald im Regen. Alles roch so herrlich nach Erde.
Mein feuchtes T-Shirt hatte ich längst gegen meine Wandjacke
getauscht und überlegte die weitere Vorgehensweise. Wie lange würde ich hier
warten um den Weg zu meinem Auto fortzusetzen? Es war noch nicht spät und ich
hatte noch Zeit, bis die Dunkelheit einsetzen würde. Bis zu meinem Auto war
noch gut eine halbe Stunde Fußmarsch
zurück zu legen, nicht sehr viel, aber bei strömenden Regen und unzureichender
Ausrüstung wäre ich sicher pitschnass geworden. Im schlimmsten Fall musste ich
den Weg ohnehin fortsetzen, bevor es dunkel wurde.
Also abwarten - eine Stunde wollte ich auf jeden Fall sitzen
bleiben.
Solange saß ich dann auch in meinem Unterschlupf und der
Regen hatte zum Glück aufgehört und ich konnte meinen Weg fortsetzen und
genießen, ohne durchnässt bei meinem Auto anzukommen.
Natürlich, wie es so meine Natur ist, habe ich nachgedacht
und mir überlegt, was es braucht, in dieser, wie auch in anderen Situationen um
gut durchzukommen:
- Vertrauen ist ein wichtiger Faktor, aber eine gehörige
Portion Selbstverantwortung und Selbstbestimmung sind nicht unwichtig
- die richtige Ausrüstung für sämtliche Eventualitäten macht
das Leben auf jeden Fall leichter und komfortabler (mit meiner dünnen Jacke,
war es mir nicht wirklich warm)
- Geduld und Gelassenheit um bestimmte Situationen nicht nur
zu "ER-tragen" sondern sie auch genießen zu können (Die Stimmung im
Wald war ganz besonders fein)
Wäre ich in diesem Fall umgekehrt, wäre ich auf jeden Fall
nass geworden, weil der erste Teil des Weges durch unbewaldetes Gebiet führte.
Hätte der Regen nicht aufgehört, wäre ich ebenfalls nass geworden, hätte mich
aber um ein schönes Erlebnis und um eine schöne Stunde im Wald gebracht und
natürlich um eine nette Nach-Denk-Geschichte. 😊
Der Weg liegt vorn und nur das Einlassen auf das Neue und
Unbekannte kann neue Erfahrungen und Erkenntnisse bringen.
Von 💖 zu 💖
(c) Erika Klann