Im zarten Alter von gerade einmal 5 Jahren
erkrankte ich im Februar 1972 an Scharlach. Einer laut Internetrecherche
hochansteckenden Erkrankung. Deshalb war damals ein Krankenhausaufenthalt
unerlässlich. In einem Schlafsaal mit ca. 10-12 anderen Kindern verbrachte ich
die Quarantäne.
Die meiste Zeit mussten wir in unseren Betten
bleiben, was für mich als 5jährige ziemlich langweilig war. Die Tage zogen sich
dahin. Besuche durften wir natürlich keine bekommen. Nur durch die
Fensterscheiben, die in den umliegenden Park reichten, durften unsere
Angehörigen uns zuwinken. Das war es auch schon. Der Trennungsschmerz war
groß.
Rückblickend war ich gefühlte 6 Wochen im
Krankenhaus, tatsächlich waren es zwei und danach musste ich noch in häuslicher
Pflege bleiben.
Trotz hoher Ansteckungsgefahr hat sich Scharlach
als Krankheit nicht so richtig durchgesetzt, denn heute hört man kaum etwas
davon. Es war dazu nicht einmal ein Impfstoff vonnöten….
Wie auch immer, ich weiß wie es damals war und
dass das Abgetrenntsein einer der größten Knackpunkte für mich war.
Heute zählt die Generation 65+ zu einer
Risikogruppe, die wir isolieren um sie zu schützen.
Großeltern dürfen nicht besucht werden, sie sollen
nicht raus gehen usw. Wer hat jedoch eine Ahnung davon wie sich das anfühlt? Es
ist leicht gesagt, „bleib zu hause“, aber es macht auch einen Unterschied, in
welchem Alter man das durchlebt. Eine betagte Dame sagte zu mir: „Jetzt
haben wir eh nur noch ein paar Jahre...und dann das.“
Die größte Traurigkeit entwickelte mein Vater als
er nach einer Erkrankung allein gelassen worden war, weil er kaum noch soziale
Kontakte hatte. Seine früheren Freunde, Sportkameraden oder auch
Familienmitglieder ließen sich kaum bis gar nicht mehr sehen. Die seltenen
Besucher versanken eher in MITLEID, als in MITGEFÜHL. Mittrauern um das was
nicht mehr war, anstatt zu motivieren.
In den letzten Tagen suchte ich telefonische
Kontakte zu älteren, isolierten, mir bekannten Personen um sie zu motivieren und
ihnen eine kleine Abwechslung in dieser für alle herausfordernden Situation zu
geben. Meine Mutter ist im Pflegeheim zum Glück gut versorgt und nicht allein.
Sie versteht auch, warum sie derzeit keinen Besuch bekommen darf und es geht ihr
gut.
Aber diejenigen die zuhause in ihren Wohnungen
sitzen und vielleicht noch Angst haben, die brauchen ganz besonders unsere
Hilfe.
So mancher Tag an dem wir beschäftigt sind,
erscheint uns oft viel zu kurz, aber ein Tag, an dem man darauf wartet, dass er
schnell vorbei gehen möge, kann ganz schön lange werden. Darin liegt nicht der Sinn unseres Lebens - darauf zu warten, bis es vergeht.
Wenn du darüber unzufrieden oder traurig bist, was
du gerade jetzt nicht machen darfst, dann denke daran, dass du vermutlich mehr
hast, als eine großer Anteil der Bevölkerung – der Generation vor uns. Natürlich hat jeder sein eigenes Schicksal zu tragen, manchmal kann ein Blick auf die Seite wohltuend sein. Niemand steht für sich allein in dieser Welt, jeder ist ein Teil des Ganzen.
Mitgefühl mit unseren Mitmenschen wäre schon ein
erster Schritt zu einer Veränderung auf dieser Welt. 🌞
Von 💖 zu 💖
(c) Erika Klann