Samstag, 28. Mai 2016

Wenn Undenkbares möglich wird; als ich mich aus der Krise in die "Sucht" lief


Es war im März 2002. Ich war seit 2,5 Jahren alleinerziehende Mutter und hatte zu dem Zeitpunkt  in verschiedener Hinsicht anstrengende und schmerzhafte Zeiten hinter mir. Ich war zudem berufstätig und hatte zwei Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren zu versorgen. Die beiden waren nicht immer einfach - heute weiß ich, dass sie mir mein damaliges Innenleben spiegelten. Außerdem hatten sie auch den Verlust ihres Vaters zu verkraften.

Ich war damals oft ermüdet und konnte mich schwer aufmachen, etwas anderes zu tun, als die Tätigkeiten, die ich tun  musste. Haushalt, Job und Kinder. So begab es sich an einem Sonntag, dass ich nur müde war. Ich hatte öfters niedrigen Blutdruck. Ich schleppte mich regelrecht durch die Wohnung... die Kinder daneben und in dem Moment war mir klar, dass es so nicht weiter gehen konnte.

Ich musste etwas tun ! Etwas was meinen Kreislauf in Schwung bringen würde.

Aber was? Laufen war mein erster Gedanke..... ABER

....ich konnte bisher nie laufen. Als ich Jahre zuvor in einem Turnverein eingeschrieben war und wir ab und an "locker" durch die Halle  laufen sollten, überwand MICH immer mein innerer Schweinehund - der mir vehement zuflüsterte "Du kannst das nicht!" "Du bekommst keine Luft!" "Es macht keinen Spaß!" "So ein Blödsinn!" "Hör auf damit!"
JA, mein Schweinehund war sehr stark und er konnte mich gut überreden, dem Laufen absolut nichts Positives abzugewinnen. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass Laufen wohl eine gute Sache wäre, ABER nicht für mich.

An jenem bewussten Sonntag, war mir aber klar, dass ich nun NEU denken musste, weil so konnte ich meinen Kindern nicht die Mutter sein, die ich mir wünschte zu sein - glücklich, gesund und aktiv. Vor allem, wollte ich ihnen mehr bieten, als einen sonnigen Nachmittag in der Wohnung, mit einer "kaputten" Mutter.

Also begann ich zunächst einmal "probeweise" am Stand zu joggen, dann erweiterte ich meinen Lauf auf die gesamte Wohnung. Für die Kinder war das sehr lustig, weil sie mir nachliefen. Mein Blick wanderte ständig zur Uhr und ich war sehr verwundert, dass mir nach einer halben Stunde noch immer nicht die Luft ausgegangen war. Ich konnte es gar nicht glauben.

So entschied ich, meine "Lauferfahrung" vom Vormittag  am Nachmittag auf seine "Echtheit" zu prüfen. Als Spaziergängerin "verkleidet" in Begleitung meines Sohnes am Fahrrad machte ich  mich langsam auf den Weg um das Laufen im Freien auszuprobieren. Ich hatte mir ein Ziel vorgenommen, das vielleicht maximal 3 km entfernt war und wollte von dort zurück spazieren. Ich lief langsam und siehe da - ich lief hin und nach einer Pause wieder zurück!!

Wahnsinn, ich konnte es gar nicht fassen - ich und laufen?!!

Es war für mich, wie ein Weltwunder. Etwas, was ich nie gedacht hätte, war auf einmal möglich geworden.

Ab diesem Zeitpunkt lief ich regelmäßig. Zuerst jeden zweiten Tag, dann steigerte ich mein Laufverhalten auf fast jeden Tag. Nicht nur, dass ich täglich rannte, so wollte ich immer weitere Strecken zurück legen. Konnte ich einen Tag nicht laufen, konnte ich es gerade noch aushalten. 2 Tage ohne laufen waren allerdings furchtbar für mich. Ich lief zu jeder Jahreszeit und sogar bei 30 Grad. Bald hatte ich Kleidergröße 32-34 - bzw. konnte ich in der Kinderabteilung einkaufen gehen. Ich fühlte mich wohl und auch nicht zu dünn. Abgesehen davon hatte ich einmal in einer schweren Phase meines Lebens mit  20 Jahren kurzfristig Kleidergröße 42-44.

Manchmal erst um 20 oder 21 Uhr  am Abend, wenn ich meinen Job und meinen Haushalt erledigt hatte, musste Laufen UNBEDINGT sein. Es tat mir auch wirklich gut.
Ich hatte Spaß daran. Fühlte  mich rundherum wohl.


Ich lief und lief und lief.......ich war eine Süchtige geworden....


In einigen Phasen meiner Darmerkrankung musste ich kürzer treten, aber sobald es mir besser ging, war ich schon wieder unterwegs.....bis zu dem Zeitpunkt wo mein Rücken mir das entsprechende Signal gab! STOP!

Dann musste ich zwangsläufig kürzer treten und mein Ansporn "immer weiter, immer mehr" ließ deutlich nach. Aber ich lief nach wie vor regelmäßig (nur eben kürzere Strecken von ca.
6 km)

Als ich 2011 mit meinen Ausbildungen begann und in Folge viel an mir arbeitete, wurde ich zunehmend ganz von allein langsamer. Ich wollte nicht mehr nur "schnell" eine Runde in der Natur sein und laufen - ich wollte die Natur genießen und länger erleben. Beim Laufen spult man mehr oder weniger seine Strecke herunter, man bleibt eher nicht stehen um die Natur zu genießen. Wobei ich schon anmerken möchte, dass ich in  meinem ersten Laufjahr die Veränderungen der Jahreszeiten sehr wohl wahr genommen habe, aber anders, nicht so subtil.

So entdeckte ich das Walken als neue Möglichkeit mich einerseits zu bewegen und andererseits die Natur viel mehr zu genießen. Anfangs wechselte ich laufen und walken ab, wobei das Walken immer mehr die Oberhand gewann. Wenn ich walke bin ich zwischen 1,5 bis  2,5 Stunden unterwegs und merke aber, dass wenn ich es übertreibe, mir mein Körper SOFORT ein Signal gibt.

Ich habe gelernt, auf das Signal zu hören, nicht mehr davon zu laufen oder zu walken, sondern einfach auch zu relaxen, genießen, mit mir zu sein - so wie ich es in einem meiner vorigen Blogs (Ein Ausflug mit mir - vom süßen "Nichts-tun") beschrieben habe.

Heute bin ich frei von "LAUFEN-MÜSSEN" - ich treffe meine jeweilige Wahl..
Ich bin sehr froh, dass ich damals entgegen meinen bisherigen Glaubensätzen, mir selbst die Chance gab, das Laufen überhaupt für mich in Erwägung zu ziehen. Es war eine tolle Erfahrung.

Ich bin überzeugt davon, dass wir in unserer Gesamtheit (Körper-Geist-Seele) Bewegung brauchen. Das soll im Klartext bedeuten, Bewegung in körperlicher als auch in geistiger Form.  

Mir scheint, dass es darum geht, den Mittelweg für sich zu entdecken und vor allem auf die Signale des Körpers zu hören und den nötigen Raum zu geben.

Körper - Geist - Seele - eine Einheit.



Von Herz zu Herz






(c) Erika Klann

Samstag, 21. Mai 2016

Der Wert eines Lebens - die Chance eine Taube vor dem Tod zu bewahren

Wenn ich am Morgen die Rollläden raufziehe, wartet  meistens meine Katze Belinda schon draußen auf ihr Frühstück.
 
Eines Morgens war sie nicht da. Ich begann mir schon ein wenig Sorgen zu machen, dass sie nun nach Romeos Verschwinden auch weg wäre. Als ich dann den Rollbalken vom Wohnzimmer aufzog und das Fenster öffnete, sah ich sie in der Wiese sitzen. Rund um sie eine Menge grauer Federn und einige davon in ihrem Maul.
 
"Oh, Gott", so dachte ich bei mir, "sie hat schon wieder einen Vogel erwischt."
Sie ließ den Vogel los und begann mit ihm zu spielen. Zu meiner Überraschung begann die Taube zu fliegen, aber nicht sehr hoch, sodass die Katze sie wieder runterholte. Entsetzt beobachtete ich dieses, für mich grausame, Spiel.
 
Der Vogel lebte noch, also hätte er eine Chance, wenn ich die Katze von ihm trennen konnte, allerdings befand ich mich noch im Pyjama. Die Katze brachte mir jedoch, vermutlich damit ich mit ihr mitspiele, den Vogel auf den Balkon!
 
Überall Federn und die Taube bewegte sich noch.
 
Es gelang mir, die Katze in die Wohnung zu locken, sodass der Vogel zunächst einmal in Sicherheit war.
 
Er lag am Rücken so nahe bei der Balkontür, dass ich nur seine Schwanzfedern sehen konnte, aber auch, dass er kräftig atmete. "Vielleicht würde er überleben", so hoffte ich.
 
Die Katze miaute natürlich die ganze Zeit, weil ich sie von ihrem Spielzeug getrennt hatte.
 
Ich war böse auf die Katze und verstand nicht, warum Katzen Tiere nur zum Spaß töten, oder anders gesagt, ihre Opfer zu Tode spielen. Die Mäuse fressen sie zumindest teilweise, aber die Vögel bleiben meistens liegen, sobald sie sich nicht  mehr bewegen. Zumindest die größeren Tiere, wie Amseln oder Tauben.
 
Es ist die Natur der Katze, ihr Instinkt. Aber was genau ist das für ein Instinkt, ein Tier solange zu jagen, bzw. damit zu spielen, bis es tot ist, um es dann einfach liegen zu lassen?
Ich könnte es noch verstehen, wenn die Katze das erlegte Tier fressen würde. Jagen des Hungers wegen, oder um zu Überleben. Das macht zumindest Sinn, aber jagen  nur um zu töten.. macht das Sinn?
 
Den Katzen vergeben wir, weil sie ja so süße Schnurrer sind. So kuschelig sein können.  Belinda ist auch eine ganz Süße  mit ihren lange Haaren und ihren Beinen, die so tollpatschig aussehen und mehr an ein Kuscheltier erinnern, als an eine eiskalte Jägerin. Solange wir mit dieser Tatsache nicht direkt konfrontiert werden, wie ich heute Morgen wieder einmal, solange ist auch alles ok. So lange lieben wir unsere "Stubentiger".
 
Aber wenn der Tod, oder das versuchte Töten so nahe an mich heran kommen, da stelle ich auch meine Liebe zur Katze sehr in Frage. Gleichzeitig ist mir aber bewusst, dass wir Menschen in mancherlei Hinsicht auch nicht viel anders sind.
 
Ich denke an die Massentierhaltung, wo wir um den "Hunger" zu stillen, Tiere auf unwürdige Weise züchten, um  sie dann zu töten. Das ganze um den Hunger der Menschen zu stillen, gleichzeitig erzeugen wir aber viel zu viel, sodass jede Menge der geschlachteten Tiere weggeworfen werden.
 
Ist es wirklich nötig, dass das Angebot an Fleisch- und Wurstwaren so groß ist? So groß, dass viel zu viel davon im Müll landet. Ist Leben so wenig wert?
Früher gab es am Sonntag den Sonntagsbraten, oder Schnitzel. Darauf hat man sich gefreut und es geschätzt. Heute konsumieren wir vielerorts Fleisch, ohne darüber nachzudenken oder sogar dankbar zu sein, dass dafür ein Lebewesen sein Leben gelassen hat.
 
Ich persönlich esse kein Fleisch mehr und es fehlt mir auch nicht. Ich möchte mir nicht anmaßen, jemanden bekehren zu wollen, allerhöchstens zum Nachdenken anregen, ob (täglicher) Billigfleischkonsum wirklich eine Notwendigkeit  ist - vor allem tut es dem Körper auch nicht wirklich gut.
 
Letztlich muss dies jedoch jeder für sich selbst entscheiden.
  
Ich denke darüber nach, was ich tun könnte, um der Taube zu  helfen. Immer wieder schaue ich auf den Balkon. Nach einer Weile sehe ich, dass sie sitzt und später langsam über den Balkon spaziert und immer wieder nach wenigen Schritten stehen bleibt.....am Rücken hat sie kaum mehr Federn.
 
soll ich
.....einen Käfig besorgen, damit sie sich geschützt erholen kann?
.....sie zu einem Tierarzt bringen?
.....die Wildtierhilfe anrufen?
 
"Es ist nur eine Taube." Aber was bedeutet "nur" eine Taube? Ist eine Taube weniger wert, als ein anderes Tier? Ich weiß schon, dass Tauben sehr oft Schädlinge sind, aber hier auf meinem Balkon sitzt ein Tier, dass verwundet wurde, dem heute schon Übles passiert ist, das vermutlich Todesangst hatte. Kann ich es auf "nur eine Taube" reduzieren, der keine Hilfe zusteht?
 
Ein paar Körner habe ich ihr hingestellt und kollodiales Silberwasser, aber sie nimmt es nicht an....
 
Ich denke daran, dass  sich die Menschheit in  mancher Hinsicht  nicht so sehr von der Katze unterscheidet.
Die Katze tötet den Vogel, weil sie vorher spielen wollte - wie oft werden Menschen gequält oder sterben Menschen, weil jemand anderer Profit gemacht  (also Spaß) hat?
 
Ich schiebe diese trüben Gedanken beiseite und beschließe für mich, mich noch mehr in Achtsamkeit zu üben. Anfangen kann ich  nur bei mir selbst.
 
Noch während ich diesen Blog verfasse, schaue ich nach der Taube und  stelle fest, dass sie weg ist. Ich finde sie auch nirgendwo in der Wiese.
 
Ich bin froh und dankbar, dass sie es geschafft hat und aus eigener Kraft davon fliegen konnte.
 
Der Katze vergebe ich  natürlich - morgen werde ich sie schon wieder streicheln - heute ist sie noch in "Ungnade". Es ist ihre Bestimmung, so zu sein und das zu tun, was sie  macht - Jagen.
So gibt es auch Menschen, die eine Bestimmung haben, die uns missfallen mag.
 
Jedoch ist jedes Missfallen ist eine Chance es für sich selbst anders zu machen bzw. nach-zu-denken.
 
Schon Michael Jackson setzte sich in seinem Lied  "Heal the world" für eine bessere Welt ein.
 
Von Herz zu Herz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
(c) Erika Klann

Samstag, 14. Mai 2016

Ein Ausflug mit mir - vom süßen "Nichts-Tun"

Es war  ein wunderschöner Frühlingstag, als ich beschloss mit dem Fahrrad zu einem meiner Lieblingsplätze zu fahren.
 
Wenn ich mir dieses Ziel vornehme , dann muss ich viel Zeit einplanen, weniger weil die Anfahrt so lange ist, sondern weil ich dort ewig verweilen könnte.
 
Es handelt sich um einen "Berg" mit 218 m Seehöhe – ja, bei uns im Flachland nennt sich schon fast alles Berg, wo man ein paar Schritte hinauf muss. Ist aber egal, ob Berg oder Hügel  - Tatsache ist, dass man von diesem Lieblingsplatz sehr weit sieht und fast einen Rundumblick hat.
 
So überwand ich die kurze Bergwertung und gelangte zum besagten Platz wo eine sehr einladende Bank schon auf mich wartete.
Ich nahm Platz und schaute mal auf der einen Seite übers Land, dann drehte ich mich wieder für eine Weile zur anderen Seite und betrachtete den sich mir bietenden Ausblick.
 
Eine Zeit lang legte ich mich auf die Bank, bestaunte die Wolken, konnte sogar die eine oder andere Wolken-Figur erkennen. Manche wirkten wie riesengroße Wattebäusche und trotz des Windes, schienen sich die Wolken am Himmel eher langsam fort zu bewegen.
 
Ich war so entspannt, dass ich sogar sekundenschnell in Tagträumereien fiel.
 
Ich lauschte dem Wind, den Vögeln bei ihrem Gesang, den Fasanen, die immer wieder "aufschrieen". Beobachtete die Schmetterlinge wie sie sich in der Sonne wärmten. Manchmal kam mich eine Biene oder eine Fliege besuchen. Ich nahm das Summen wahr. Den Duft der Sträucher die ringsum anzufinden waren. Manchmal stieg ein Flugzeug auf. Züge schlängelten sich durch die Landschaft, manchmal begegneten sich zwei davon. Ein Traktor fuhr über ein Feld. Der Wind spielte mit den wachsenden Halmen der Felder, sodass dieser Anblick an die Wellen eines Sees erinnerte. Da der Wind in die andere Richtung wehte, konnte man die Geräusche der in einiger Entfernung liegenden Straße gar nicht hören. Die Grillen zirpten und die Sonne streichelte meine Haut und meine Seele.
 
Ich wurde gar nicht müde, mir immer wieder alles anzuschauen und einfach nur alle Eindrücke in mich aufzunehmen. Einfach schauen und wahrnehmen was da alles ist. Die Blumen in ihren wundervollen Farben - einfach alles.
 
Nachdem man von diesem Platz auch bis Wien sieht, versuchte ich mir vorzustellen, wie es in dem Moment wohl in der Stadt sein würde. Das war kaum machbar für mich.
Obwohl der "Berg" nicht so hoch ist, hatte ich das Gefühl ganz weit weg von allem zu sein. Wie ein Adler in seinem Nest.
 
Nach knapp 2 genussvollen Stunden des Nichts-Tun und "nur" Schauen brach ich langsam auf, um wieder nachhause zurück zu kehren. Das fiel mir gar nicht so leicht, weil es dort oben einfach so friedlich und wundervoll war.
 
Nur sitzen und schauen, einfach annehmen und genießen was der Moment bietet. Zeit  nur mit mir. Mein Kopf war so frei, wie selten. Es gab nichts zu denken. Einfach nur zu sein, verbunden mit allem was war. Auf der Heimfahrt fühlte ich mich unendlich beschenkt.
 
Früher wäre so etwas für mich undenkbar gewesen. Jede Minute war irgendwie mit Beschäftigungen eingeteilt, später kam dann das Laufen als "Ausgleich". Diese Laufzeit war zwar  Zeit für mich, was ich sehr schätzte,  aber dennoch war ich wieder in Bewegung. Mir war das damals gar nicht so bewusst, weil es mir ja auch Spaß machte. Es gab eine Zeit, in der ich regelrecht laufen "musste" und so wichtig ich es auch empfinde, dass man "in Bewegung bleibt", so habe ich heute die Freiheit erlangt, immer ganz bewusst zu entscheiden, wie ich meine Freizeit verbringe. Aktiv oder Passiv. Es ist, wie so oft, das Mittelmaß, worauf es ankommt.
 
Nichts-tun und es genießen zu können ist ein Lernprozess, aber wenn man es einmal erfahren hat, dann holt man sich diesen Genuss immer wieder sehr gern zurück.
 
Von Herz zu Herz





































(c) Erika Klann

Sonntag, 8. Mai 2016

Wenn Worte fehlen ... oder den Panzer fallen lassen

In den letzten Wochen hatte ich das Gefühl, dass mich verschiedenste Posts regelrecht überrollen. Die Menschen schienen sich mehr und mehr in Gut und Böse aufzuteilen. Diese Entwicklung machte mich immer sprachloser. So sprachlos, dass mir die Worte für meine Nach-Denk-Geschichten fehlten.
 
"Nun gut." So dachte ich bei mir, wenn es nicht sein soll, dann gibt´s eben einmal keine Nach-Denk-Geschichte......
 
Dann verbrachte ich ganz spontan einige wundervolle Stunden mit einer mir sehr wertvollen Freundin im Wald. Wir tauschten viele Gedanken aus, die aus unserem Innersten kamen. Gleichzeitig genossen wir die wundervolle Natur. Lauschten den Vögeln bei ihrem Gesang, dem Kuckuck bei seinem Lockruf und dem Summen der Bienen. Wir erfreuten uns am betörenden Duft des blühenden Bärlauchs und Waldmeisters, sowie an vielen anderen wundervoll Pflanzen und dem Rauschen eines Bächleins. Fast am Ende unseres Weges genossen wir einen wundervollen Ausblick und die wärmenden Strahlen der Abendsonne. Noch auf der Heimfahrt tauschten wir uns über den einen oder anderen Gedanken aus.... es waren wahrlich bereichernde Stunden.
 
Einige Stunden später, ich hatte es mir  längst zuhause gemütlich gemacht, spürte ich in mir die Erkenntnis, dass wohl jeder Mensch nur den einen Wunsch hat - so gesehen und erkannt zu werden, wie er tatsächlich ist.
 
Aber ist das auch immer möglich? Gerade in dieser Welt, die scheinbar so fest strukturiert und vorgegeben ist? Wo Regeln und Vorgaben das tägliche Leben bestimmen zu scheinen?
 
Ich sage JA. Es braucht nur den Mut, sich so zu zeigen, wie man ist, wie man gemeint ist und wie einem ums Herz ist. Wenn es auch mal dunkle Tage gibt, Tage wo man krank, müde, ausgelaugt und erschöpft ist. Es ist nicht nötig, dies der ganzen Welt zu offenbaren. Es ist nachhaltiger, diese Gedanken und Gefühle mit wenigen Menschen zu teilen. Jenen, die zuhören, verstehen und auch andere Ideen haben. So wie dich manchmal ein einziges Wort in einen Abgrund bringen kann, kann dich bloß das Gefühl des "Gehört" oder "Gesehen" werden wieder an einen ganz neuen Ausgangspunkt bringen.
 
Was es dazu braucht? Sei mutig, trau dich - trau dich einfach DU zu sein. Lass deinen Panzer einfach fallen. Es gibt nichts zu verlieren, du kannst nur gewinnen, denn nur so kannst du auch wahrhaftig gesehen und geliebt werden.
 
Vielleicht  magst du auch daran denken, dass in jedem Menschen ein Herz schlägt, dass jeder Mensch seine Erfahrungen und Prägungen hat und auch seine Ängste. Wenn du das annehmen kannst, kannst du vielleicht auch viel mehr das Verbindende, als das Trennende erkennen.
 
Wenn man andere schlechter macht, bedeutet das nicht unbedingt, dass man selbst der bessere Mensch ist. Einfach Gutes tun aus dem Herzen heraus und vielleicht sogar ohne Trommelwirbel und Applaus.
 
 
Wie wäre es, wenn du spontan dein Herz ganz weit öffnest und dir erlaubst, einfach glücklich zu sein.....
 
Von Herz zu Herz












(c) Erika Klann

Sonntag, 1. Mai 2016

Verantwortung - wo fängt sie an und wo hört sie auf?

 
Im Duden wird der Begriff Verantwortung so beschrieben:
 
"Mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht"
 
Wenn du diesen Text liest... merkst du, dass Verantwortung nichts Grenzenloses ist.
"einen möglichst guten Verlauf nimmt", "möglichst keinen Schaden nimmt"
Diese Beschreibung gefällt mir sehr gut, weil die Verantwortung auch an ihre Grenzen stößt und doch etwas Gutes ist.
 
Ich selbst habe mich sehr oft für Dinge verantwortlich gefühlt. Manchmal habe ich vielleicht sogar die Verantwortung  an mich gerissen oder mir auch umhängen lassen. Nämlich  nicht für Dinge, die ich getan hatte, sondern ich fühlte mich verantwortlich, für meine Eltern, meine Kinder, Partner, Kollegen, Freunde und wem auch immer.
 
Ich picke jetzt nur einen Punkt heraus - die Verantwortung für Kinder.
 
Wo fängt diese an und wo hört sie auf?
 
Ok, mit der Schwangerschaft beginnt sie, aber wann hört sie auf?
 
Ich sage mal im Groben hört sie auf, wenn  Kinder das Erwachsenenalter erreicht haben, selbsterhaltungsfähig sind und ihr eigenes Geld verdienen (können).
 
Bis zu diesem Zeitpunkt haben Eltern, manchmal nur ein Elternteil oder andere Erziehungsberechtigte, in den meisten Fällen und in ihrem Rahmen alles getan, (siehe oben) "um einen möglichst guten Verlauf" zu erzielen - zum Wohle des Kindes.
 
Aber was  macht man, wenn sich ein Kind entschieden dagegen wehrt - Erwachsen zu werden? Für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen? Soll man es sein ganzes Leben lang weiter tragen? Auch wenn es die eigenen Kräfte und finanziellen Möglichkeiten überschreitet?
 
Wie geht man vor, um einen möglichst guten Verlauf zu erzielen?
 
Da war eine Familie, die nur einen Sohn hatte. Ein früheres Kind war ihnen nach der Geburt verstorben. Natürlich wurde die ganze Liebe und der Schmerz auf dieses eine Kind gelenkt. Der Sohn erlernte einen Beruf, aber irgendwann wollte er nicht mehr arbeiten und gab immer wieder gute Jobs auf. Im Haus der Eltern hatte er eine eigene Wohnung, und zahlte seine Rechnungen nicht. Um einer Schande zu entgehen übernahmen die Eltern verschiedenste Kosten, Auto, Strom usw. Der Sohn half auch dem Vater nicht, wenn er ihn brauchte, im Gegenteil, es war kein gutes Auskommen. Das zur Verfügung stehende Geld setzte er in Alkohol, Drogen und Zigaretten um. Er war noch keine 50 Jahre, als er eine Gehirnblutung erlitt und seit dem Zeitpunkt in einem Pflegeheim ist.
Die Mutter sagte einmal: "Ich habe oft überlegt, ob wir ihn vielleicht zu verwöhnt haben."
 
Ein anderes Beispiel handelt ebenfalls von einem Sohn, der in die Drogenabhängigkeit abgerutscht war und es den Eltern lange verheimlichen konnte, aber irgendwann flog wegen des Geldes alles auf. Der Sohn versprach eine Therapie zu machen, erlitt zuhause so starke Entzugserscheinungen, dass der Vater in seiner Not Drogen besorgte.....
(soweit ich in Erfahrung bringen konnte, wurde dieser Sohn nie clean)
 
Ein weiteres Beispiel:
Der Sohn eines Firmeneigentümers arbeitet im Unternehmen mit. Er ist ein Chaot, kann sich Dinge nur schwer merken, kommt oft zu spät und vergeigt das eine oder andere. Der Chef will das nicht wahrhaben, übergibt dem Sohn noch dazu eine leitende Funktion, bei der alle anderen Mitarbeiter die Fehler und Unfähigkeit des Sohnes abfedern und auffangen müssen.
 
Alle drei Söhne haben eines gemein - sie lügen, betrügen und hintergehen.
Warum ist nicht schwer zu erraten.
 
Diese 3 Beispiele sind sehr grob beschrieben und liegt hinter jedem Fall eine individuelle Familiengeschichte was bedeutet, dass verschiedene Energien aus dem jeweiligen System einwirken. Dort könnte ein möglicher Ansatzpunkt zur Lösung verschiedenster Verstrickungen zu finden sein. Dafür eignet sich Aufstellungsarbeit wunderbar.
 
Ich verstehe in allen 3 Fällen die Eltern und will es weiß Gott NICHT bewerten, aber tun oder taten sie ihren Kindern einen Gefallen damit, dass sie ihren erwachsenen Söhnen nicht die volle Verantwortung für ihr Leben übergaben - mit allen Konsequenzen?
 
Wie weit soll Mutter/Vater/Elternliebe gehen? Ist es wirklich Liebe, allumfassend einzuschreiten, etwas durchzukämpfen, wenn das Kind sämtliche Lebensweisheiten oder Ratschläge missachtet?  Muss man weiter  machen, wenn man erkennt, dass diese Form der Unterstützung keinen guten Verlauf nimmt? Dass keine Hilfestellungen oder Vorschläge zur Veränderung oder Verbesserung angenommen werden. Muss man sich über seine Grenze bis zur Selbstgefährdung wagen? Muss man immer zur Verfügung stehen?
 
Wenn ich mir diese Erklärung von Verantwortung noch einmal durch lese, dann ist das nicht so... man muss nicht....
 
Verantwortung (lt. Duden):
"Mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht"
 
Wenn dieser "bestimmte Rahmen" überschritten ist, wenn du an deine Grenzen gestoßen bist, wenn du alles für dich "Notwendige und Richtige" getan hast, aber es dennoch "keinen guten Verlauf nimmt", dann bist du frei von dieser Verantwortung.
 
Es gibt Grenzen an die wir alle stoßen - immer wieder und letztlich ist für jede/n wichtig seine eigenen Grenzen zu erfahren und erkennen. Den unterm Strich gibt es in jeder/frau/mann Leben eine Hauptverantwortung und das ist die für das EIGENE Leben, für die EIGENE Gesundheit.
 
Das Geschriebene gilt natürlich nicht nur für erwachsene Kinder, sondern sämtliche "Ver-bindungen". Vielleicht hast du selbst schon die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, denen du einfach nicht (weiter)helfen kannst, die immer wieder Gründe finden, warum dies oder jenes ihnen nicht helfen kann.
 
Wenn du dich dem Gedanken öffnest, dass jede Seele auf diese Erde gekommen ist, um ihre Erfahrungen zu machen, jede auf ihre Art und Weise, dann kannst du auch leichter los-lassen. Es muss dir nicht immer gefallen, aber es macht es leichter. Wenn du das nicht kannst, dann kannst du dir selbst Hilfe suchen und an DIR arbeiten. Mit der Zeit wird das auch  Kreise ziehen, vor allem zeigst du denen die sich an deiner "Verantwortlichkeit" nähren, dass es Zeit geworden ist, ebenfalls in die SELBSTVERANTWORTUNG (lt Duden - Verantwortung für das eigene Handeln) zu gehen.

 
Von Herz zu Herz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
(c) Erika Klann
 
 
 
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