Es war ein
wunderschöner Frühlingstag, als ich beschloss mit dem Fahrrad zu einem meiner
Lieblingsplätze zu fahren.
Wenn ich mir dieses Ziel vornehme , dann muss ich viel Zeit
einplanen, weniger weil die Anfahrt so lange ist, sondern weil ich dort ewig
verweilen könnte.
Es handelt sich um einen "Berg" mit 218 m Seehöhe –
ja, bei uns im Flachland nennt sich schon fast alles Berg, wo man ein paar
Schritte hinauf muss. Ist aber egal, ob Berg oder Hügel - Tatsache ist, dass man von diesem
Lieblingsplatz sehr weit sieht und fast einen Rundumblick hat.
So überwand ich die kurze Bergwertung und gelangte zum
besagten Platz wo eine sehr einladende Bank schon auf mich wartete.
Ich nahm Platz und schaute mal auf der einen Seite übers
Land, dann drehte ich mich wieder für eine Weile zur anderen Seite und
betrachtete den sich mir bietenden Ausblick.
Eine Zeit lang legte ich mich auf die Bank, bestaunte die
Wolken, konnte sogar die eine oder andere Wolken-Figur erkennen. Manche wirkten
wie riesengroße Wattebäusche und trotz des Windes, schienen sich die Wolken am
Himmel eher langsam fort zu bewegen.
Ich war so entspannt, dass ich sogar sekundenschnell in
Tagträumereien fiel.
Ich lauschte dem Wind, den Vögeln bei ihrem Gesang, den
Fasanen, die immer wieder "aufschrieen". Beobachtete die
Schmetterlinge wie sie sich in der Sonne wärmten. Manchmal kam mich eine Biene
oder eine Fliege besuchen. Ich nahm das Summen wahr. Den Duft der Sträucher die
ringsum anzufinden waren. Manchmal stieg ein Flugzeug auf. Züge schlängelten
sich durch die Landschaft, manchmal begegneten sich zwei davon. Ein Traktor
fuhr über ein Feld. Der Wind spielte mit den wachsenden Halmen der Felder,
sodass dieser Anblick an die Wellen eines Sees erinnerte. Da der Wind in die
andere Richtung wehte, konnte man die Geräusche der in einiger Entfernung
liegenden Straße gar nicht hören. Die Grillen zirpten und die Sonne streichelte
meine Haut und meine Seele.
Ich wurde gar nicht müde, mir immer wieder alles anzuschauen
und einfach nur alle Eindrücke in mich aufzunehmen. Einfach schauen und
wahrnehmen was da alles ist. Die Blumen in ihren wundervollen Farben - einfach
alles.
Nachdem man von diesem Platz auch bis Wien sieht, versuchte
ich mir vorzustellen, wie es in dem Moment wohl in der Stadt sein würde. Das
war kaum machbar für mich.
Obwohl der "Berg" nicht so hoch ist, hatte ich das
Gefühl ganz weit weg von allem zu sein. Wie ein Adler in seinem Nest.
Nach knapp 2 genussvollen Stunden des Nichts-Tun und
"nur" Schauen brach ich langsam auf, um wieder nachhause zurück zu
kehren. Das fiel mir gar nicht so leicht, weil es dort oben einfach so
friedlich und wundervoll war.
Nur sitzen und schauen, einfach annehmen und genießen was
der Moment bietet. Zeit nur mit mir.
Mein Kopf war so frei, wie selten. Es gab nichts zu denken. Einfach nur zu sein,
verbunden mit allem was war. Auf der Heimfahrt fühlte ich mich unendlich
beschenkt.
Früher wäre so etwas für mich undenkbar gewesen. Jede Minute
war irgendwie mit Beschäftigungen eingeteilt, später kam dann das Laufen als
"Ausgleich". Diese Laufzeit war zwar
Zeit für mich, was ich sehr schätzte,
aber dennoch war ich wieder in Bewegung. Mir war das damals gar nicht so
bewusst, weil es mir ja auch Spaß machte. Es gab eine Zeit, in der ich
regelrecht laufen "musste" und so wichtig ich es auch empfinde, dass
man "in Bewegung bleibt", so habe ich heute die Freiheit erlangt,
immer ganz bewusst zu entscheiden, wie ich meine Freizeit verbringe. Aktiv oder Passiv. Es ist, wie so oft, das Mittelmaß, worauf es ankommt.
Nichts-tun
und es genießen zu können ist ein Lernprozess, aber wenn man es einmal erfahren
hat, dann holt man sich diesen Genuss immer wieder sehr gern zurück.
Von Herz zu Herz
(c) Erika Klann
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen