Samstag, 23. Dezember 2017

Der 91igste Geburtstag - der Trauer Raum geben


Gestern, einen Tag nach der Wintersonnenwende hätte mein lieber Vater seinen 91igsten Geburtstag gefeiert. Er wurde am 22. Dezember 1926 zur Kaffeezeit als drittes Kind geboren, in einer Zeit wo noch Pferdekutschen fuhren, es kaum Elektrizität gab, man eine Garnitur Sommer- und eine Garnitur Winterkleidung hatte....

Seinen 91igsten Geburtstag hat mein Papa aber nicht mehr in seinem Körper feiern können, da er diesen schon genau einen Monat zuvor verlassen hat.

Zumal wir Körper-Geist-Seele-Wesen sind, weiß meine Seele, dass es der Seele meines Vaters jetzt gut geht und auch, dass es der Kreislauf des Lebens ist, eines Tages wieder dorthin zurück zu kehren, woher wir gekommen sind. Jeder in seiner Zeit.

Auf der anderen Seite bin ich die Tochter, die auf der physischen Ebene nun keinen Vater mehr hat, die weiß, dass unsere gemeinsame Zeit auf Erden in diesem Leben endgültig vorbei ist. Das ist es was die Trauer ausmacht und gleichzeitig das Wissen nun in ein neues, anderes Leben zu gehen - in ein Leben ohne ihn. Nichts wird mehr sein wie es war, aber das heißt nicht, dass es schlechter sein wird - anders wird es werden.

Manche mögen vielleicht meinen, es wäre ein Trost, dass er fast 91ig geworden ist - nein, dies ist kein Trost, denn der Abschied wird dadurch nicht leichter. Die Dankbarkeit mag wohl größer sein, Dankbarkeit für all die Jahre, die wir hatten und die ich von ihm lernen durfte. Ja, ich konnte viel von ihm lernen, bis zu seinem letzten Atemzug, aber leichter ist es deshalb definitiv nicht.

In meinem Vorzimmer liegt seine Weste, die ich in der Nacht seines Gehens mitgenommen habe, weil sie nach ihm roch. Wenn ich traurig bin, dann drücke ich sie manchmal ganz fest an meine Nase und versuche seinen väterlichen Geruch hier auf Erden einzufangen, einzuatmen und vielleicht noch ein wenig festzuhalten. Langsam wird dieser Geruch weniger, aber er gibt mir auch Kraft, Kraft mein Leben voll und ganz anzunehmen, meinen Weg weiter zu gehen und langsam los zu lassen, so wie der Geruch langsam schwindet.

Morgen ist Heiliger Abend, der Erste an dem mein Papa nicht mehr physisch bei uns sein wird, niemand wird mehr ungeduldig anrufen und fragen: "Können wir schon kommen?“ und ich werde auch nicht genervt Dinge sagen wie: "Noch nicht, ich brauch noch ein bissl, lass dir Zeit.“*

(*Mein Papa war immer ungeduldig und überpünktlich - das habe ich definitiv nicht von ihm 😉)

Ich bin nun 51 Jahre und wenn ich zurück blicke, dann waren es maximal 5 Heilige Abende, wenn überhaupt, in denen mein Papa nicht dabei war. Er war hier auf Erden mein längster Wegbegleiter. Dankbarkeit gepaart mit Tränen mischen sich gleich wieder bei diesen Gedanken.

Morgen feiere ich mit meinen Kindern Weihnachten (für sie ist es das erste ohne Opa), wir werden es so gestalten, wie uns gerade ums Herz ist. Die Seele meines Vaters wird bei uns sein, vor allem in unseren Herzen und wir werden ein Licht für ihn anzünden - sein Licht. 
  
Wenn ich traurig bin, dann habe ich das Gefühl, als sagte mir seine Seele: "Mädchen, es ist alles gut“ und ich habe das Bild vor mir, das ich in der Nacht vor seinem Gehen im Traum hatte. Er saß mit anderen Männern an einem Tisch, in seinem Pyjama (den er letzte Weihnachten von mir bekommen hat), strahlte mich an und sagte: "Es geht mir wieder gut!"  Er strahlte dabei so glücklich wie lange nicht! 😍

Trauer ist ein wichtiger Teil, des sich Verabschiedens und des Neuanfanges. Es ist gut, in seiner Zeit. Wenn du dir darüber klar bist, dass wir Körper-Geist-Seele-Wesen sind, dann wird dir auch bewusst, dass du die Vergangenheit betrauerst und diese wäre ohnehin längst vorbei und vielleicht betrauerst du auch ein wenig die Angst vor der Zukunft.

Die Seelen derer die gegangen sind, wünschen sich das für dich nicht, dass du traurig und unglücklich bist und keine Freude mehr findest.

Sie wünschen dir Freude, Friede, Liebe und Glücklich-Sein! Das ist unsere Natur, deshalb sind wir hier!


Von  💖 zu 💖   - Namasté

Mein Papa und ich, 1968
Als wir vor einiger Zeit die alten Dias anschauten sagte er bei diesem Bild: "Na, da schauen wir  aber alle 2 zwider." 😂


(c) Erika Klann

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