Als mein Vater vergangenen Februar im Krankenhaus lag und
sich sein Zustand täglich verschlechterte, er kaum reagierte, saß ich weinend
an seinem Krankenbett und hielt seine Hand. Vom Krankenhauspersonal war immer
nur zu hören "Ist schon alt",
"kein Reha-Potential", "so wie er war wird er nicht
mehr...."
Papa war vor dem Krankenhausaufenthalt für seine 90ig Jahre
sehr fit und deshalb ließ ich "alt" nicht gelten. Ich betete zu Gott, er möge ihm doch noch ein
paar glückliche Jahre geben.
Es war alles für eine 24h-Pflege vorbereitet und er würde
sich nicht mehr um meine Mutter kümmern müssen...ich tat was ich auf
energetischer Ebene tun konnte und ja, mein Vater wurde wieder wach und
schluckte. Gerade noch rechtzeitig, bevor man ihm eine Ernährungssonde
verpassen wollte...
Zuhause war alles vorbereitet und so übernahmen wir ihn so
rasch es ging in häusliche Pflege.
Mein Vater hatte seine zweite Chance bekommen!
Zuhause jedoch konnte er keine Freude finden:
Ging ich mit ihm spazieren, so beklagte er, dass er noch vor
kurzer Zeit viel weiter gegangen war. Mein Hinweis, dass er trotz Hirnblutung
und 90 Jahren eine Strecke von 2 km zu Fuß zurück legen konnte, interessierte
ihn nicht wirklich. Es verging auch kein Tag an dem er sich nicht über das
Essen der Pflegerinnen beschwerte. Ja, er hatte so verschiedenste
"Probleme" an denen er sich mit aller Konsequenz festkrallte. Das
Schöne und Gute vermochte er nicht zu sehen.
- Oft fragten wir ihn, ob er wisse, welchen Monat wir haben,
worauf er spontan "Dezember" sagte. "Aber Vater, schau doch, wie
schön die Blumen blühen, wie alles sprießt und gedeiht. Kann es wirklich
Dezember sein?" Darauf erwiderte er nichts.
- Dass ich Holzdekor in die Rosenbeete streute, um zu
raschen Unkrautwuchs zu verhindern, bemerkte er sehr wohl, aber nicht im
positiven Sinn, denn es gefiel ihm nicht.
- War ich mit ihm im Wald, damit er Waldluft atmen konnte,
wollte er nachhause um sich hin zulegen.
- Gingen meine Tochter und ich mit ihm Eis essen, das er
früher immer sehr mochte, war es ihm zu kalt.
Egal wie wir ihn zu motivieren versuchten, wir scheiterten.
So ließ er sich immer mehr und mehr in jene Energie aus dem
Krankenhaus fallen "alt" und "kein Rehapotential" - "Ich bin schon fast 100", keifte er
mir einmal entgegen, als ich ihn zum Rausgehen motivieren wollte.
Seine Konsequenz machte sich mit der Zeit bezahlt, denn sein
Zustand wurde immer schlechter und er wurde auch immer schwacher, trotz bester
Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und energetischer Behandlungen.
Träumte er zwar noch vom Autofahren oder seinem Hobby als
Sportschütze, so zeigte er in Wahrheit keinerlei Anstalten dorthin zu gelangen.
Er konzentrierte sich auf alles Negative, wollte sich nicht einmal mehr selbst
rasieren. "Dazu sind ja die Pflegerinnen da."
Nur meine Tochter die einen besonderen Zugang zu ihm hatte,
konnte ihn ab und an motivieren. Ich glaube, dass er dies mehr ihr zu liebe
tat.
Nach 9 Monaten in einer sternklaren Nacht, genau einen Monat
vor seinem 91. Geburtstag tat mein lieber Papa seinen letzten Atemzug. Danach
strahlte er einen ganz besonderen Frieden aus, bis seine Energie und seine
Seele ganz seinen Körper verlassen hatten.
Drei Stunden später sah ich eine Sternschnuppe am klaren
Nachthimmel dieses 22. Novembers und bei mir zuhause blühte während dieser
letzten Stunden seines irdischen Lebens eine Orchidee auf.
In dem Moment, in dem wir aus unserem Körper gehen, ist
alles egal, jeder Kampf, jedes Streben nach...., alles Materielle was wir je
angehäuft haben, jede Sorge. Nichts ist mehr wichtig! Alles ist in Frieden.
Nun ist es Dezember geworden. Draußen ist es nebelig und
grau. Ab der Wintersonnenwende werden die Tage wieder länger und ein neuer
Zyklus kann beginnen.
Mein Vater kam zur Wintersonnenwende am 22. Dezember 1926
zur Welt und sein Zyklus schloss sich einen Monat vorher.
Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Seele mit ihrer
Inkarnation auch die Zeitspange ihres Lebens festlegt. Wie wir jedoch damit
umgehen und was wir daraus machen unterliegt dann unserem freien Willen.
Wir können unsere Lernaufgaben lösen und glücklich sein,
oder uns auf all das Negative besinnen, dass uns so im Laufe des Lebens
begegnet. Ich selbst versuche die Dinge immer von allen Seiten zu betrachten,
weil es genauso "ungesund" ist, sich alles nur schön zu reden. Es ist
wichtig, diesen Emotionen Raum zu geben und sie anzusehen.
Dennoch! Um glücklich zu sein, muss man bereit sein, auch
das Glück zu sehen!
Nämlich ganz aus seinem Inneren heraus.
Bist du bereit? Erlaubst du es dir, bedingungslos glücklich
zu sein?
Wenn nicht, was ist dein Gewinn daraus? Glaubst du, dass
dies der bessere Weg ist?
Sich aufzuopfern, bis du zusammen brichst?
So wie du mit Nichts auf diese Erde kommst, gehst du mit
Nichts, außer mit dem, was du deiner Seele Gutes getan hast, denn das war es
auch, warum du gekommen bist.
Von 💗 zu 💗
(c) Erika Klann
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