In meiner Kindheit aĂ ich eigentlich fast alles, am Liebsten
jedoch Fleischgerichte oder Mehlspeise. GemĂŒse war damals nicht so mein Fall.
Interessant, wie sich alles gewandelt hat, denn jetzt ist es
umgekehrt.
Jedenfalls war mein absolutes "Horroressen" der
Kohl. Egal wie groĂ mein Hunger zuvor gewesen sein mochte, sobald ich nachhause
kam und der Duft von Kohl in der Luft lag, war ich augenblicklich satt, satt in
allen Bereichen. Ich hasste Kohl! Meine Eltern akzeptierten dies im Laufe der
Jahre, kochten aber weiterhin ab und an mal ein Kohlgericht. "Kohl ist ja gesund!" Aber es nĂŒtzt nichts etwas Gesundes zu essen, wenn einem davor ekelt, weil es dann nicht ankommt. Wichtig ist doch hinter allem schlussendlich der Genuss
Ich hatte nun sicher mindestens 3 Jahrzehnte keinen Kohl
gegessen und ganz ehrlich, es fehlte mir nichts. Das ist die Freiheit, des
Erwachsenseins, dass man wĂ€hlen kann, was man wann zu sich nimmt - natĂŒrlich
auch mit allen Konsequenzen.
Nun ernÀhre ich mich seit einigen Jahren bis auf Fisch
vegetarisch und ich vermisse nichts, im Gegenteil, ich entdecke neue Gerichte
und Möglichkeiten.
Vor einigen Jahren war ich bei einer Tante auf Besuch und
sie bereitete unter anderem groĂe KohlblĂ€tter fĂŒr Kohlrouladen vor. Damals
schon sah dieser mir eigentlich verhasste Kohl irgendwie so verlockend aus.
Diese saftig, groĂen, grĂŒnen BlĂ€tter wirkten richtig einladend. In den darauf
folgenden Jahren bemerkte ich in den Regalen diverser GeschÀfte immer wieder
Kohl, der mich immer anzulÀcheln schien. Gerade so, wie der rote Apfel aus dem
MĂ€rchen Schneewittchen. "Komm kauf mich und iss mich," schien er mir
zuzuflĂŒstern. Da ich aber seit Kindesbeinen wusste, dass er mir nicht
schmeckte, kaufte ich ihn natĂŒrlich nicht.
Dieser Tage besuche ich einen Selbstbedienungsbiostand und
entdeckte dort wieder frischen Kohl und dann war es soweit. Ich konnte nicht
widerstehen und kaufte einen kleinen Kohlkopf und freute mich richtig darauf
ihn zuzubereiten.
Ich kochte fĂŒr mich ein Kohlgericht, hatte Freude daran und
es schmeckte mir sogar!!!
Wer hÀtte das jemals gedacht! HÀtte mir das jemand vor 30
Jahren gesagt, hÀtte ich ihn freundlich gefragt, wie er auf so eine absurde
Idee kommen kann.
Was ich mit dieser kleinen Geschichte eigentlich zum
Ausdruck bringen möchte ist, dass wir uns entscheiden, ob wir unsere Gedanken
und Glaubensmuster verÀndern und los lassen, oder ob wir ewig daran festhalten.
Ob man nun Kohl isst, oder nicht, ist relativ egal. Jedoch
gibt es viel gröĂere Dinge, an denen wir festklammern und uns so selbst
behindern, freier zu sein. Freier und unabhĂ€ngiger. Die Auswahl wird gröĂer.
Es war meine Wahl etwas zu verÀndern, etwas zuzulassen, von
dem ich dachte, dass es nicht gut ist, doch es ist gut und hat mich reicher in
meinem Inneren gemacht.
Wo behinderst du dich? HĂ€ltst an alten, gewohnten
Glaubensmuster fest?
Sich immer wieder neu auszurichten, neue Gedanken
zuzulassen - dahinter verbirgt sich eine groĂe FĂŒlle. Das soll nicht bedeuten,
dass alles "Alte" schlecht ist und keine Berechtigung mehr hat, aber
neue Gedanken erweitern die Auswahlmöglichkeiten.
Von đ zu đ
(c) Erika Klann
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