Donnerstag, 20. August 2015

Was ist Zeit ?



Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, was Zeit eigentlich ist?

Wofür ist die Zeit da? Brauchen wir Zeit? Wie viel Zeit haben wir?

„Ist doch eh klar“, werden sich jetzt viele denken. Ein Tag hat 24 Stunden, 1440 Minuten, usw.  Richtig – die Dauer eines Tages ist für uns alle gleich. Die Frage ist, wie nutzen wir „unsere“ Zeit. Wer bestimmt wie viel der vorhandenen Zeit wir wofür verwenden?

Viele werden jetzt meinen – na ja, ich muss in meinem Job „Z“ Stunden verbringen. Da bleibt dann nicht mehr viel Zeit….

Zeit wofür? Zeit für die Freuden des Lebens?

Wer genau bestimmt, wie viele Stunden man im Job verbringt? Genau betrachtet, JEDER.
Jeder bestimmt, wo er arbeitet und auch wie viele Stunden und ob man das, was an Überstunden anfällt – auch trägt – oder ob man sogar freiwillig Mehr-Stunden leistet.

Dahinter stecken natürlich große Kräfte – einerseits Geld – und andererseits Angst.

Angst etwas zu verlieren bzw. zu wenig zu haben, bzw. vielleicht den gesellschaftlichen „Anforderungen“ nicht zu entsprechen.

 
Das Thema Zeit und Arbeit ist allerdings sehr komplex und oft ist es so, dass sich Arbeitszeiten und Anforderungen schleichend ändern. Zuerst leistet man aus Pflichtbewusstsein mehr Arbeitsstunden, dann wird es Zwang und irgendwann ist man in diesem Rad regelrecht gefangen. Es kann auch sein, dass andere Ver-Änderungen  Schritt für Schritt an Mitarbeiter herangetragen werden. Oft ist man dann 10 – 20 – 30 Jahre in einem Unternehmen, hat ein gewisses Alter erreicht und da ist es nur zu verständlich, dass man nicht so leichtfertig alles hinwirft. Wie gesagt – Geld und (Versorgungs)Angst.

Darum wende ich mich nachfolgend eher der FREI-Zeit zu, obwohl beides doch im direkten
Zusammenhang steht. Egal wie viel Frei-Zeit nun übrig bleibt und wie diese gestaltet wird, liegt immer beim Einzelnen.

Wie geht es dir wenn du nachfolgenden Satz in dir wirken lässt….

 „vor meinem Urlaub hatte ich nicht einmal Zeit in MEINEN Pool zu gehen“

(zur Erinnerung: der Sommer fing heuer relativ früh an)
 

Mich hat dieser Satz sehr zum Nachdenken inspiriert.

 

Der eigene Pool....      

 
vielleicht 10 – 20 Schritte zu gehen....

 
 ein paar Minuten sich selbst gönnen...

 
ein paar Minuten Auszeit vom Stress des Alltags....

 
ein paar Minuten ohne wirklich großen Aufwand
 

– der eigene Pool –

 

.....nicht einmal eine Anfahrtszeit ist nötig....

 
nur ein paar Schritte weit entfernt zur Abkühlung....

 
zur Entspannung – und dennoch fast unerreichbar weit entfernt.....

 

Das Geschenk des Sommers, und v.a. der langen Sommerabende ist doch das Ausruhen, der Müßiggang. Die Hitze lädt zum Zurückschalten ein. 1, 2 oder sogar 3 Gänge runter vom üblichen Tempo. Die Menschen im Süden zeigen es uns durch ihre Siesta. Trotz der zunehmend warmen Sommermonate geben wir nicht nach, spüren nicht, was wir brauchen, pressen uns durch, mehr und mehr noch, weiter ....weiter.....weiter.
 
Wenn man sich das so vorstellt, kann man es sich wohl gar nicht vorstellen, dass so was möglich ist, und dennoch passiert es vermutlich viel öfters, als man denkt.

Ich glaube, dass es sogar Menschen gibt, die ihren Pool nicht einmal als vorhanden wahrnehmen und schön brav in ihrem Hamsterrad dahin laufen.

 
Bravooo !! Toll ! Wunderbar!  und was man alles so schaffen kann an einem Tag und am nächsten Tag und wieder und wieder... Wir entsprechen immer schön brav dem Arbeitgeber, dem Partner, den Kindern, den Eltern und unseren eigenen Anforderungen, dies und das auch noch zu erledigen.

 
Körperliche Symptome unterdrücken wir brav mit verschiedenen Mittelchen um ja nur weiter zu funktionieren. Enttäuschung stellt sich meist dann ein, wenn wir dann wirklich nicht mehr können und quasi „flach“ liegen – out of order – Ende.

Zu allem Überfluss bleibt das Mitleid derer, die man sonst brav „bedient“ hat, aus. Im Gegenteil – es wird viel mehr „beanstandet“ wenn man nicht mehr wie gewohnt funktioniert, oder es wird das eigene nun entstandene „Problem“ bedauert.

 
„Das geht doch nicht“ – „wer soll den das jetzt machen“ – „jetzt muss ich selber schleppen, nur weil du jetzt krank bist“ – „Wann sind Sie endlich wieder einsatzbereit“ ……………..

 
Niemand sieht, wie man am Boden ist. Wie müde, krank und ausgelaugt. Kein Bedauern. Nichts.  Tja …. böse Welt, oder ?

 
Oder ist es nicht so, dass man selbst zu diesem Zustand beigetragen hat?

….dass man sich selbst die ganze Zeit missachtet hat?

… dass man seine Bedürfnisse unter den Teppich gekehrt hat?

….dass man der Welt beweisen wollte, wie super man doch ist  und was man alles schafft?

 

Aber warum ? Den Erwartungen der Anderen zu entsprechen ? Seine „Pflichten“ als Partner/Eltern/Kind/Angestellter zu erfüllen? Wer hat diese Pflichten festgelegt bzw. wo wurden sie festgelegt?

 
Wir haben das Funktionieren von unseren Eltern/Vorfahren gelernt und übernommen. Allerdings war die Situation in früheren Zeiten bzw. nach dem Krieg eine andere. Es gab nicht für alles eine Maschine, vieles wurde händisch gemacht und es gab viel aufzubauen, viel zu erledigen. Heute ist alles da und oft noch viel mehr. Man schafft sich oft Statussymbole. Es wird ein Streben nach mehr und mehr.

Dabei könnte man viel mehr genießen.

Die Dinge, die man meint, erledigen zu müssen, könnte man doch auch so einteilen, dass dazwischen immer wieder Zeit für sich bleibt.


Wer schafft es einfach nichts zu tun?

Auf diese Frage werden viele Menschen regelrecht  „unrund“

„hin und wieder schaffe ich es, ein wenig zu lesen“ ….

„Nein, nicht lesen – NICHTS tun, einfach sitzen, am besten in der Natur und dem Zwitschern der Vögel lauschen, dem Rauschen eines Gewässers….“ – „Nein, das mach ich nicht, das kann ich nicht“ lautet meistens die Antwort.

 
Es gibt nichts schöneres, wertvolleres, als sich diese „Aus-Zeiten“ immer wieder mal zwischendurch zu schenken. Sich selbst wieder näher kommen.

 
ABER

 
Will man sich überhaupt selber näher kommen ?

Was ist es, was uns so unruhig macht ?

Im Prinzip ist es eine Art Selbstsabotage, denn es gibt auch immer einen „guten“ Grund, warum es nicht möglich ist „nichts zu tun“.

Tief dahinter stecken angelernte/übernommene Verhaltensmuster und Glaubenssätze.

„Ich muss….“ , „ich darf nicht….“, „nur wer Leistung bringt, ist gut….“, „ich werde gebraucht….“ uvm.

 
Es ist nicht falsch, einen verantwortungsbewussten Job zu machen, dem Partner, der Familie, den Freunden zur Seite zu stehen. Es ist auch nicht verwerflich, eine aufgeräumte Wohnung zu haben.  Absolut nicht. Aber jeder Mensch ist auch für sich selbst verantwortlich und niemand kann anderen die Verantwortung für sein Leben abnehmen. Wenn man nun jedem und überall grenzenlos zur Verfügung steht, jedem Staubkorn perfektionistisch nachläuft, sogar noch ein Selbst-Sabotageprogramm laufen hat, dass einem das sogar gut tut – dann bleibt man zwangsläufig irgendwann selbst auf der Strecke.

 
Wie kommt man aus dieser Spirale wieder heraus ?

Die Bewusst-Werdung, die Selbst-Reflexion ist der 1. Schritt. Dann öffnet sich die Möglichkeit der Selbst-Organisation.

Wenn man selbst aus dieser Spirale nicht herausfindet, gibt es ganz viele Möglichkeiten, wo man sich Hilfe holen kann und orten, wo es „hakt“

- welches Sabotageprogramm einem nicht zur Ruhe kommen lässt

- von wem in der Familie hat man dieses Dauer-Arbeiten übernommen usw.

 
Wenn du am Ende eines Tages unzufrieden bist, weil du für die Freuden des Lebens keine Zeit gefunden hast – dann mach es am nächsten Tag anders.

Man häuft sich so viele materielle Güter an, weil  man es sich wert ist, aber wie viel wert ist man sich kostbare FREI-ZEIT ?

 

Sei dir bewusst, dass DU und zwar nur DU der Chef deines Lebens bist und somit deines Glückes Schmied !!!


 (c) Erika Klann






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