Am letzten Sonntag im September umrundete ich mit einer
Freundin den österreichischen Teil des Neusiedler Sees. Dabei handelt es sich
um mehr als 80 km, die zu absolvieren sind.
Ich bin wohl oft mit dem Rad unterwegs und kenne auch Teile
dieses Radweges, aber die ganze Strecke bin ich vorher noch nicht gefahren.
Nachdem aber zu diesem Zeitpunkt die Fahrradfähre nur am
kürzesten Stück regelmäßig in Betrieb war und alle anderen Möglichkeiten uns zu
sehr eingeschränkt hätten, wollten wir es wagen und starteten schon am
Vormittag mit unserer Reise.
Grundsätzlich wollten wir unsere Fahrt gemütlich angehen,
bemerkten jedoch beide, dass wir ziemlich schnell fuhren. Beide waren wir der
Meinung, dass wir uns viel mehr Zeit lassen könnten und uns nichts drängen
würde. "Viel mehr die Gegend genießen"
Anfangs fuhren wir dann etwas langsamer, merkten aber bald, dass wir unser Tempo schon wieder erhöht hatten.
Wie auch immer, wir haben es geschafft und es war eine
wunderbare Erfahrung.
Ich mag die Gegend sehr und schon nach nicht ganz einer
Woche zog es mich wieder zum See. Diesmal ohne Begleitung und ohne fester
Vorstellung, welchen Teil ich befahren
würde. Ich wollte einfach nur ein Stück fahren und dazwischen den See und die Landschaft
genießen.
Noch während der Autofahrt hatte ich keine Ahnung, an welchem
Ende des Sees ich nun fahren würde und ließ mich einfach treiben. Ich entschied
dann spontan, mit dem Auto nicht viel weiter zu fahren, als nötig, und parkte
mich, mit meinem Fahrrad am Wagen, beim nächstgelegenen Seebad ein.
Von dort startete ich dann zunächst Richtung Radweg und
machte mich in eine Richtung auf. Gemütlich wollte ich die Umgebung erkunden.
Trotzdem ich es nicht eilig hatte, passierte ich Ortschaft um Ortschaft und
schon war ich bei dem Strandbad gelandet, in dem ich meistens meine Sommer
verbringe.
Dort nahm ich auf dem Steg Platz, verzehrte einen Teil
meiner Jause und betrachtete die Umgebung. Es waren relativ viele Menschen
dort, ja sogar welche mit ihren Liegebetten und üblichen Sommerausstattungen.
Einige erkannte ich vom Sommer. Der Betrieb war jedoch schon eingeschränkt. In
den letzten beiden Wochen war auch das bisherige Seerestaurant, welches neu
gebaut werden soll, abgetragen worden. Ja, so schnell verändern sich die Dinge.
Ich legte mich eine Weile auf den Holzsteg und tankte die
Sonne.
Nach einer knappen Stunde machte ich mich wieder auf den
Rückweg. Kurz überlegte ich , ob ich noch weiter fahren soll, entschied mich
aber dagegen.
Gemütlich, langsam, mit allen Sinnen machte ich mich auf die
Reise.
Es war wirklich eine genussvolle Fahrt. Da der Weg immer
wieder durch die Weingärten führte, lag der Geruch von gegärten Weintrauben in
der Luft.
Die meisten Weintrauben waren schon geerntet, oder man war gerade
fleißig mit der Weinlese beschäftigt. Ja, Herbst, Erntezeit. Eine wundervolle
Stimmung.
Glücklich und zufrieden erreichte ich meinen Ausgangspunkt
und suchte dort im Strandbad nach einer freien Bank, die ich auch bald fand.
Dort war es sogar wärmer und windstiller, als auf der anderen Seeseite.
Nicht nur Erwachsene nahmen ein Bad an diesem 1. Oktober,
nein, sogar Kinder plantschten im Wasser, wie im Sommer. Interessiert schaute
ich ihnen zu, verspeiste dabei den Rest meiner Jause und genoss den Weitblick
über den See, die Ruhe, die herrliche Stimmung und die herbstlich, warmen
Sonnenstrahlen.
Ich saß dort gut 1 1/2 Stunden, bevor ich mein Rad wieder
auf mein Auto packte und die Heimreise antrat.
Ich hätte wohl noch länger mit dem Rad fahren können.
Diesmal waren es in Summe ca. 34 km. Vierundreißig gemütliche Kilometer, ohne
Anspruch, noch mehr tun oder leisten zu müssen.
Ich hatte dafür gesorgt, dass ich als
Körper-Geist-Seele-Wesen alle Aspekte bestmöglich in Balance bringe.
Körper - die Bewegung
Geist - die vielen Eindrücke und Inspirationen
Seele - auf meine
innere Stimme hören, nichts zu müssen.
Wie oft übersehen wir unsere Grenzen? Das geht noch und das
geht auch noch und naja, das geht schon auch noch... ist es nicht so?
Ich konnte die Herausforderung der mehr als 80 km gut meistern und werde sie
sicher einmal wieder fahren - einmal.
Der kurze Teilbereich war für mich gerade die richtige
Mischung zwischen Sport und Müßiggang.
Ich wünsche dir viel Genuss bei all den Dingen, die du machst.
Von Herz zu Herz
(c) Erika Klann
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