Vor Kurzem legte ich einen etwas ausgiebigeren Putztag ein,
dazwischen wollte ich ein wenig in die Natur gehen, jedoch verging die Zeit wie
im Flug.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang war die letzte Chance eine
Entscheidung zu treffen:
entweder rasch eine Stunde laufen gehen oder einfach in Ruhe
weiter machen und morgen in die Sonne gehen...morgen, Samstag - da hätte ich
dann nichts zu tun....
Ich möchte hier noch anfügen, dass ich in früheren Tagen
ganz sicher diese Stunde laufen gewählt hätte und dann, wenn nötig, bis in die
Nacht weitergeräumt hätte. Mittlerweile bin ich bewusst langsamer geworden und
habe nicht mehr das Bestreben, ALLES
erledigen zu müssen.
Nun am Samstag, wo es außer Einkaufen nichts zu tun gab, und
ich mir vornahm auch nichts zu tun, begann ich mit den üblichen Tätigkeiten,
wie Geschirr wegräumen, Bett machen, die Bügelwäsche vom Vortag wegräumen,
rasch noch die Waschmaschine einschalten....
so ergaben sich noch viele weitere "kleine" Tätigkeiten, die
noch unbedingt zu tun waren....die Kette der Dinge, die ich "schnell noch machen könnte",
schien gar nicht abzureißen. Abgesehen davon, dass es eine Gelegenheit wäre,
den Kleiderschrank weiter auszumustern, oder im Keller, ein paar Dinge zu
entsorgen.... eh nur ein paar - "schnell noch"....
HALT!!! STOP!!! Heute
nicht, heute will ich nichts tun, oder zumindest in einem Buch weiter lesen, so
rief ich mich selbst zur Ordnung oder soll ich
es als "Mut zur Unordnung" bezeichnen?
Wer stellt denn den Anspruch an mich, dass alles JETZT
erledigt werden muss?
Wer gibt den Zeitrahmen vor?
Gebe ich jemandem die Macht, einen Anspruch zu stellen?
Wer beurteilt mein Tun, bzw. wem würde ich es erlauben,
meine Ordnung oder Unordnung zu beurteilen?
Alte Muster und Prägungen aus meiner Kindheit spielen mir
einen Streich.
Abgesehen davon, sind wir in der heutigen Zeit noch immer in
den Mustern des Tun-Müssens unserer Vorgenerationen fest verflochten.
Wen in den "normalen" Kreisen war den Nichts-Tun
vergönnt? Hatte man nicht immer was zu tun oder zu arbeiten? Erinnere dich, das
Leben im Bürger- oder Bauerntum war nicht einfach und genau dieses Tun-Müssen haben wir oft noch fest verinnerlicht.
Endlich nahm ich auf
meinem Balkon Platz um mich ein wenig von der Sonne streicheln zu
lassen, als ich bemerke, dass der Boden unbedingt wieder aufgewaschen werden
muss - soll ich das "auch noch schnell" machen ?
Nein, es ist genug, jetzt mache ich vorläufig nichts mehr -
rufe ich mich wieder zum Müßiggang auf.
So mache ich mich auf
den Weg in den Wald. Ich will heute nicht weit gehen, sondern einfach
"nichts tun". So gehe ich vielleicht eine knappe halbe Stunde und nehme an einem sehr schönen
Aussichtspunkt auf einer Wiese Platz und tue nichts.
Mein Blick schweift über das Land, soweit das Auge reicht.
Es ist dunstig an jenem Tag, dennoch sehe ich die Türme der Großstadt. Ich
betrachte auch das Städtchen, das direkt zu meinen Füssen liegt. Die Häuser und
Gassen. Ab und an höre ich das Bellen eines Hundes, das laute Knattern eines
Mopeds, oder von Weitem das Geräusch eines Motorrades. Ich nehme auch die
umliegenden Geräusche der Bienen und anderen Insekten wahr. Sehe einer
Eintagsfliege zu, wie sie einem Grashalm entlang klettert. ICH BIN EINFACH!
Nach einer Weile trete ich den Heimweg an. Eine Frau, die
diesen Platz ebenfalls sehr schätzt, löst mich ab.
Zuhause gönne ich mir noch eine weitere Zeit des Nichts-Tun.
Ich bereite mir ein Basenbad und dazu mische ich ein paar Tropfen von duftenden
Ölen dazu. Von den Tönen der Musik lasse ich mich einfach treiben. Eine Stunde
gönne ich mir diesen Genuss.
Ich weiß, dass es für viele gar nicht so leicht ist, sich
einfach im Nichts-Tun zu üben. Wie meine Geschichte zeigt, auch für mich nicht,
jedoch geht es auch um das Bewusstsein und sich selbst dazu aufzurufen, frei zu
sein.
Viele stoppen erst, wenn ein körperliches Unwohlsein
auftritt, bzw. müssen dann stoppen, wenn es gar nicht mehr geht.
Wobei ich gleichzeitig nicht dazu aufrufen möchte, sich gar
nicht mehr zu bewegen.
Es ist wie bei allem: die richtige Mischung macht es aus.
Ausgleichende Bewegung bringt unsere Zellen in Schwung und
hält uns fit, steigert unser Wohlbefinden, bringt Sauerstoff in den Körper.
Tags darauf begab ich mich mit dem Fahrrad auf eine
wundervolle Seeumrundung.
Es war ein herrlicher Tag, mit Sonne, schöner Landschaft,
Genuss und angenehmen Gesprächen.
Mache dir bewusst, dass es an dir liegt, für dein
körperliches und seelisches Wohlbefinden zu sorgen. Mach dich frei von Zwängen,
wie
ich muss...dies und jenes noch machen. Selbst, wenn es darum
geht, ich muss jeden Tag laufen - du darfst auch ruhen und mal nichts tun.
Einfach sitzen und schauen - einfach SEIN.
Reset für Körper - Geist - Seele. Sei es dir wert :-)
Von Herz zu Herz
(c) Erika Klann
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