Freitag, 30. September 2016

Ein Übungsweg im Nichts-Tun


Vor Kurzem legte ich einen etwas ausgiebigeren Putztag ein, dazwischen wollte ich ein wenig in die Natur gehen, jedoch verging die Zeit wie im Flug.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang war die letzte Chance eine Entscheidung zu treffen:
entweder rasch eine Stunde laufen gehen oder einfach in Ruhe weiter machen und morgen in die Sonne gehen...morgen, Samstag - da hätte ich dann nichts zu tun....

Ich möchte hier noch anfügen, dass ich in früheren Tagen ganz sicher diese Stunde laufen gewählt hätte und dann, wenn nötig, bis in die Nacht weitergeräumt hätte. Mittlerweile bin ich bewusst langsamer geworden und habe nicht mehr das Bestreben, ALLES  erledigen zu müssen.

Nun am Samstag, wo es außer Einkaufen nichts zu tun gab, und ich mir vornahm auch nichts zu tun, begann ich mit den üblichen Tätigkeiten, wie Geschirr wegräumen, Bett machen, die Bügelwäsche vom Vortag wegräumen, rasch noch die Waschmaschine einschalten....  so ergaben sich noch viele weitere "kleine" Tätigkeiten, die noch unbedingt zu tun waren....die Kette der Dinge, die ich  "schnell noch machen könnte", schien gar nicht abzureißen. Abgesehen davon, dass es eine Gelegenheit wäre, den Kleiderschrank weiter auszumustern, oder im Keller, ein paar Dinge zu entsorgen.... eh nur ein paar - "schnell noch"....

HALT!!! STOP!!!  Heute nicht, heute will ich nichts tun, oder zumindest in einem Buch weiter lesen, so rief ich mich selbst zur Ordnung oder soll ich  es als "Mut zur Unordnung" bezeichnen?

Wer stellt denn den Anspruch an mich, dass alles JETZT erledigt werden muss?
Wer gibt den Zeitrahmen vor?
Gebe ich jemandem die Macht, einen Anspruch zu stellen?
Wer beurteilt mein Tun, bzw. wem würde ich es erlauben, meine Ordnung oder Unordnung zu beurteilen?
Alte Muster und Prägungen aus meiner Kindheit spielen mir einen Streich.
Abgesehen davon, sind wir in der heutigen Zeit noch immer in den Mustern des Tun-Müssens unserer Vorgenerationen fest verflochten.
Wen in den "normalen" Kreisen war den Nichts-Tun vergönnt? Hatte man nicht immer was zu tun oder zu arbeiten? Erinnere dich, das Leben im Bürger- oder Bauerntum war nicht einfach und genau dieses Tun-Müssen haben wir oft noch fest verinnerlicht.

Endlich nahm ich auf  meinem Balkon Platz um mich ein wenig von der Sonne streicheln zu lassen, als ich bemerke, dass der Boden unbedingt wieder aufgewaschen werden muss - soll ich das "auch noch schnell" machen ?

Nein, es ist genug, jetzt mache ich vorläufig nichts mehr - rufe ich mich wieder zum Müßiggang auf.

So  mache ich mich auf den Weg in den Wald. Ich will heute nicht weit gehen, sondern einfach "nichts tun". So gehe ich vielleicht eine knappe halbe Stunde  und nehme an einem sehr schönen Aussichtspunkt auf einer Wiese Platz und tue nichts.

Mein Blick schweift über das Land, soweit das Auge reicht. Es ist dunstig an jenem Tag, dennoch sehe ich die Türme der Großstadt. Ich betrachte auch das Städtchen, das direkt zu meinen Füssen liegt. Die Häuser und Gassen. Ab und an höre ich das Bellen eines Hundes, das laute Knattern eines Mopeds, oder von Weitem das Geräusch eines Motorrades. Ich nehme auch die umliegenden Geräusche der Bienen und anderen Insekten wahr. Sehe einer Eintagsfliege zu, wie sie einem Grashalm entlang klettert. ICH BIN EINFACH!

Nach einer Weile trete ich den Heimweg an. Eine Frau, die diesen Platz ebenfalls sehr schätzt, löst mich ab.

Zuhause gönne ich mir noch eine weitere Zeit des Nichts-Tun. Ich bereite mir ein Basenbad und dazu mische ich ein paar Tropfen von duftenden Ölen dazu. Von den Tönen der Musik lasse ich mich einfach treiben. Eine Stunde gönne ich mir diesen Genuss.

Ich weiß, dass es für viele gar nicht so leicht ist, sich einfach im Nichts-Tun zu üben. Wie meine Geschichte zeigt, auch für mich nicht, jedoch geht es auch um das Bewusstsein und sich selbst dazu aufzurufen, frei zu sein.

Viele stoppen erst, wenn ein körperliches Unwohlsein auftritt, bzw. müssen dann stoppen, wenn es gar nicht mehr geht.

Wobei ich gleichzeitig nicht dazu aufrufen möchte, sich gar nicht mehr zu bewegen.
Es ist wie bei allem: die richtige Mischung macht es aus.

Ausgleichende Bewegung bringt unsere Zellen in Schwung und hält uns fit, steigert unser Wohlbefinden, bringt Sauerstoff in den Körper.

Tags darauf begab ich mich mit dem Fahrrad auf eine wundervolle Seeumrundung.
Es war ein herrlicher Tag, mit Sonne, schöner Landschaft, Genuss und angenehmen Gesprächen.

Mache dir bewusst, dass es an dir liegt, für dein körperliches und seelisches Wohlbefinden zu sorgen. Mach dich frei von Zwängen, wie
ich muss...dies und jenes noch machen. Selbst, wenn es darum geht, ich muss jeden Tag laufen - du darfst auch ruhen und mal nichts tun. Einfach sitzen und schauen - einfach SEIN.

Reset für Körper - Geist - Seele.   Sei es dir wert :-)

Von Herz zu Herz




(c) Erika Klann

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