Anfang Oktober, der Herbst ist spürbar ins Land
gezogen und aus den einst sehr heißen, sommerlichen Temperaturen wurden kühle
Herbsttage. Tage, die täglich deutlich kürzer werden. Die Zeit der Einkehr hat begonnen.
Die Sonne strahlt wohl, der Wind bringt aber
deutliche Abkühlung. So fahre ich am späten Nachmittag mit meinem Fahrrad über
die Felder. Die Felder sind nahezu alle abgeerntet und wurden schon auf den
Winter vorbereitet - Rüben und Kürbisse sieht
man noch vereinzelt auf den Feldern.
Ich genieße die Sonne und das herbstliche Idyll, als
ich plötzlich Schüsse höre. Gar nicht weit entfernt.
Ich wundere mich, denn normal finden Jagden an
Wochenenden statt.... heute ist ein Wochentag...ich komme zur nächsten Kreuzung
und sehe schon, dass sich meine Vermutung bestätigt. Eine Jagd !
Sehr häufig bin ich in der Natur unterwegs und nehme
natürlich auch die Wildtiere wahr. In den letzten Jahren bekam ich immer weniger
Tiere zu sehen und so stellt sich mir
unweigerlich die Frage, warum sich nun sogar schon wochentags eine(gar nicht
mal so kleine) Jagdgesellschaft versammelt.
Ich habe mir schon oft über die Jagd Gedanken gemacht
und für mich hat sie ohnehin ihren ursprünglichen Sinn verloren. Sie diente in
früheren Zeiten, oder sogar noch heute in verschiedenen Kulturkreisen, als
Nahrungsquelle, um das Überleben einer Gruppe, eines Stammes zu sichern. In
unseren Breiten ist dies lange in der Form nicht mehr nötig. Als Pro-Jagd-Argument
habe ich einmal gehört, dass man darauf achtet, dass der Wildbestand nicht zu
groß wird...angesichts der wenigen Wildtiere scheint (mir) das auch nicht mehr
zeitgemäß.
Es geht mir jetzt auch nicht darum die Jagd als
solche zu bewerten. Dennoch erscheint es mir als Sinnbild dafür, dass der Mensch
an Dingen festhält, die lange nicht mehr den Gegebenheiten entsprechen. Er
macht sich die Natur auf biegen und brechen Untertan, ohne zu bemerken, dass er
eigentlich der Untertan der Erde ist.
Wenn die Erde bebt, Stürme toben, Vulkane ausbrechen
oder sich die Natur durch andere
Gewalten bemerkbar macht, dann sind wir gezwungen umzudenken, denn diese
Naturgewalten sind erbarmungslos. Warum also denken wir nicht auch um, wenn wir
noch die Möglichkeit dazu haben? Warum muss alles so fortlaufen, wie es seit
ewiger Zeit läuft, egal ob irgendwo das letzte Tier seiner Art getötet wird?
Sind wir nicht genauso erbarmungslos wie die Naturgewalten ? Aber warum ?
Wir sind ja nicht nur im Bezug auf unseren Lebensraum
- der Erde - so starr, sondern auch im
Bezug auf unsere Wahrnehmungen oder Bewertungen. "So und nicht
anders" "Koste es was es wolle" "Ich habe es immer so
gemacht"
Manche Dinge waren schon gut, so wie es unsere
Vorfahren gemacht bzw. erschaffen haben.
Man denke nur an alte Bauwerke. Die Baukunst war schon enorm.
Es ist auch sicher nicht meine Absicht an alten
Traditionen oder Bräuchen zu rütteln, auch diese geben uns eine gewisse Form an
Sicherheit und Geborgenheit.
Was ich meine ist, dass es für uns selbst gut wäre,
wenn wir mehr mit der Zeit gehen. Mit den Veränderungen auf der Welt mitgehen.
Die Natur als einen Teil unseres Lebens er-kennen und an-erkennen.
Das Alte mit dem Neuen verbinden.
Um-denken. Frei in seinem Denken und Handeln. Sich
über die Dinge ein Bild machen und dem-ent-sprechend handeln.
Das soll nicht bedeuten, dass man sich jeden Tag neu
erfinden muss.
Es ist der Weg, durch die Flexibilität zu sich selbst
zu finden.
Was brauche ich? Was tut mir gut? Welche Wahl treffe
ich? Ist mir dies oder das wirklich noch dienlich?
Als ich vor vielen Jahren zu Laufen begann, war ich
nahezu süchtig danach. Immer weiter und immer mehr. Wenn ich einmal einen Tag
nicht laufen konnte, so war ich vollkommen unruhig. Es fehlte etwas. Egal wie
und wann, laufen musste einfach sein.
Selbstverständlich machte es mir Spaß und es hat mir
sicher auch oft geholfen meinen Kopf frei zu bekommen. Es half mir auch mich
fitter und vitaler zu fühlen, aber es steckte schon auch ein gewisser Zwang
dahinter. Ein Leben ohne Laufen das konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.
Ich spürte aber auch, , dass es mir körperlich nicht so gut tat, wenn ich zu
weit oder zu viel lief - ich über-forderte mich.
Heute mache ich es so wie ich es spüre. Ich bewege
mich nach wie vor gern und oft in der Natur, aber es ist nicht immer laufend.
Mal laufe ich, mal walke ich, mal fahre ich mit dem Rad und wenn ich ruhe und
nichts tue, dann ist es auch ok.
Ich versuche immer die Balance zu halten und durch
die Gelassenheit, die ich mittlerweile erlangt habe, fühle ich mich auch freier
in meinem Tun und Sein.
Alles darf - nichts muss.
Es ist eine neue Qualität entstanden - die Qualität
der Freiheit.
Was wäre, wenn wir diese Freiheit in viele Bereiche
unseres Lebens einwirken lassen könnten?
Das Leben ist eine Einbahnstraße, denn es geht nur in
eine Richtung - VORWÄRTS !
DU entscheidest, ob DU einen schmalen Weg -
vielleicht noch mit Mauern links und rechts - oder eine breite Straße mit wunderbaren Rundum- und Fernblick wählst
!!!
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