Ich habe zwei Katzen. Ein Geschwisterpaar, vom gleichen Wurf.
Belinda und Romeo heißen die beiden. Charakterlich sind die beiden total
unterschiedlich:
Belinda, das süße Mädchen mit ihren langen Haaren, die sie
ihrer Ragdoll-Mutter verdankt ist sehr oft ganz Mädchen. Die Art wie sie ihr
Fell pflegt, oder wie sie mit ihre Piepsstimme ums Futter "jammert"
als wäre sie knapp am Verhungern und sich nach ein paar Bissen wieder abwendet um sich wieder zu pflegen. Sie ist die Geduldigere und
Genügsamere der beiden Katzen. Im Gegensatz dazu aber auch die Mutigere und
Unabhängigere.
Romeo ist ein echter Prinz. Geduld kennt er nicht.
Wenn er etwas will, dann holt er es sich bzw. verschafft sich entsprechendes
Gehör. Wenn er gestreichelt werden will, dann ist es egal, was ich tue, er
setzt sich drauf bis er ungeteilte Aufmerksamkeit erhält. Da gibt es so gut wie
kein Entrinnen. Fressen tut er auch sehr gern, wenn Belinda später nachhause
kommt, dann frisst er sicherheitshalber noch einmal. Könnte ja sein, dass sie
vielleicht mehr bekommt.....
Streichelt man seine Schwester, dann ist er nur ein wenig
großzügig und schaut ganz missgünstig.
Andererseits kommt er gleich angelaufen, wenn seine
Schwester gebürstet wird, was sie nicht sehr mag und deshalb so richtig
lautstark leidet. Dieses "weinen" irritiert ihn sehr, da wird er fast
zum Ritter ;-). Er ist der, der fordert, gleichzeitig aber anhänglich und liebesbedürftig.
Belinda ist eher verhalten.
Belinda ist eher verhalten.
Vor einigen Tagen lagen die beiden nebeneinander auf einem
ihrer Plätze. Belinda putze sich und Romeo lag neben ihr. Wie schon so oft
putzte sie ihn gleich mit und zwar am Hinterkopf und Nacken. Romeo ein Genießer
der Sonderklasse hat sich drauf hin so weit zurückgelehnt, dass sie ihn schön
brav immer weiter putzte. Er drückte die Augen zu und genoss. Für Belinda gab
es fast keinen Ausweg. Sich selbst konnte sie gar nicht mehr putzen, weil er so
weit auf ihr drauf lag...... kurze Zeit später, ich weiß nicht wie es genau
dazu kam.... attackierte er seine Schwester (er ist auch größer und hat die
größeren Zähne) und sie pfauchte zurück.
Aus war es mit dem Frieden und der liebevollen Zweisamkeit
!
In dem Moment dachte ich mir, dass es zwischen Menschen auch
sehr oft genauso ist. Egal um welches Beziehungsverhältnis es sich handelt (Mann-Frau, Eltern-Kinder,
Mitarbeiter-Vorgesetzter, usw.)
Oft findet man eine Person, die gebend und fürsorglich ist
und eine Person, die nehmend und fordernd ist. Zu guter Letzt ist der Nehmende
nicht auch oft der "Hinbeißer"
Nach jahrelangen Beziehungen (egal welcher Art) ist dieses Ungleichgewicht dem "Gebenden"
oft zu viel, der "Nehmende" wird dann bewertet und verurteilt.
Wenn du in so einer Situation "gelandet" bist,
dann frage dich, was DEINE Motivation war, offenbar zu viel zu geben. Kam es
tatsächlich aus dem Herzen (dann wirst du es auch nicht bereuen) oder war dein
Geben und Tun (unbewusst) an eine Bedingung geknüpft? Die Bedingung nach Anerkennung,
Wertschätzung und Liebe, die dir DEIN Gegenüber nicht in dem Ausmaß erfüllt
hat, die du dir vorgestellt hast?
Die Frage ist nur - warum hast DU so lange etwas getan, was
gegen dein Innerstes war?
Den Schlüssel dazu findest du meistens in deiner Kindheit.
Hast du von Vater/Mutter die Liebe bekommen, die du als
kleines Kind gebraucht hättest?
Was hast du getan, um sie zu bekommen oder tust noch immer?
Was hält dich zurück, aus den Kinderschuhen raus zusteigen
und dir selbst die Liebe, Wertschätzung und Anerkennung zu geben, die du
brauchst?
Wann tust du etwas nur für dich. Etwas das deiner Seele, deinem Herzen und Körper gut tut?
Wann hörst du auf, dich selbst zu verraten?
Wann traust du dir zu DICH zu leben?
Zurück zu Belinda und Romeo und ihren menschlichen Zügen....
....einige Tage später lagen die beiden wieder an jenem
Platz. Romeo machte sich sooo breit, dass Belinda kaum Platz hatte. Er räkelte
sich, sodass er ihr seine Vorderpfoten ins Gesicht stieß und legte sich auf
ihren sicher sehr kuscheligen, pelzigen Körper. Sie versuchte IHREN Platz zu finden, schaute teilweise recht frustriert drein.
Nun sie wird ihren Bruder schon recht gern mögen. Immerhin
sind die beiden seit ihrer Geburt zusammen, aber wo ist ihre Grenze? ..... nach einer Weile verließ sie
dann doch den sehr engen, ungemütlichen Platz.
Heute, wieder einen Tag später, hat sie ihre Strategie
geändert...... :-) :-) :-)
Das unterscheidet die Tiere von uns Menschen. Sie sind sich stets selbst treu.
Von Herz zu Herz
Erika
Das unterscheidet die Tiere von uns Menschen. Sie sind sich stets selbst treu.
Von Herz zu Herz
Erika
(c) Erika Klann
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